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„Was bleibet, stiften die Dichter“ Else Lasker-Schüler im Exil Von Stephen Tree

Else Lasker-Schüler, die große Dichterin des Expressionismus, lebte schon lange in prekären Verhältnissen, als sie vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen muss. In Zürich bekommt sie es mit einem neuen Gegner zu tun: der eidgenössischen Fremdenpolizei.

Von Stephen Tree

Sie stoßen Ende der Dreißiger Jahre aufeinander: Die Dichterin Else Lasker-Schüler – eine mittellose, alte Frau – und die Fremdenpolizei der Schweiz. Die „Petentin“ kämpft eigenwillig, aber fest entschlossen, um ihren Aufenthalt in der letzten ihr verbliebenen Zone des deutschen
Sprachraums. Die Mittel der „Gesuchstellerin“ brüskieren die Beamten. Hat sie tatsächlich „das Geburtsjahr im Pass persönlich abgeändert“, wie ein Polizist erstaunt registriert? – Sie hat ihr Alter um ganze 30 Jahre reduziert. Else Lasker-Schüler wird beobachtet und bespitzelt. Als es der Behörde endlich gelingt, sie aus dem Land zu weisen, setzt sie sich in ihrem Hotel in Jerusalem an den Schreibtisch und schreibt flehentliche Briefe an die „höheren Persönlichkeiten“ der Schweiz. Sie erhält prompt die Erlaubnis zur erneuten Einreise. Kaum ist die Dichterin wieder im Lande, heften sich die schweizerischen Spürhunde erneut an ihre Fersen.

Redaktion: Adrian Winkler
Produktion: SFB-ORB/DRS/BR 1999

© WDR 3, Kulturfeature, 9.2.20198

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