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Vor dem Gesetz „Justizskandale in New York“

Von Simone Hamm

Ein 16-Jähriger, der einen Rucksack gestohlen haben soll, wird drei Jahre lang in einem New Yorker Gefängnis festgehalten – ohne Anklage. Über 70 Personen, vor Jahren und Jahrzehnten wegen Mordes verurteilt, beteuern ihre Unschuld. Ihre Fälle werden neu aufgerollt. Das New Yorker Justizsystem steht auf dem Prüfstand.

New York war in den 80er-Jahren die Hauptstadt der Kriminalität. Drogenhändler beherrschten die Straße, Morde waren an der Tagesordnung. Die Polizei brauchte Erfolge. Strafen, selbst für kleine Delikte, wurden drastisch erhöht. Das ist bis heute so. Ein einziger Detektiv brachte die Mörder gleich dutzendweise auf die Anklagebank. Inzwischen sind die ersten der Männer, die aufgrund falscher Aussagen verurteilt wurden, freigelassen worden.

Sie erzählen, wie das ist, wenn niemand mehr da ist, der ihnen glaubt. Sie erzählen vom Leben im Gefängnis, von Prügeleien, Folter, Rassismus. Ihre Anwälte berichten vom hartnäckigen Bemühen, Klienten freizubekommen. Bürgerrechtler und Politiker erklären, wie es überhaupt zu Fehlurteilen in diesem Ausmaß kommen konnte. Nicht ein einzelner übereifriger Cop steckt dahinter, sondern ein System.

 

© Deutschlandfunk, Feature 2015