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Studio Elektronische Musik „Gründungsmythen“ / 19. Oktober 1954: Das erste Tonbandkonzert

Am 26. Mai vor 65 Jahren wurden in Köln einer erstaunten Öffentlichkeit erstmals die ersten Elaborate des Studios für Elektronische Musik vorgeführt – während einer Tagung bei dem „Neuen Musikfest 1953“. Die Gründung des Studios war da schon vollzogen.

Mit Björn Gottstein

„Wenn die angeschnittenen Fragen in diesem Jahr nicht in Deutschland zu einer Realisierung führen, werden sie uns im nächsten Jahr von den USA vorgelegt werden.“ Mit dieser forschen und durchaus verwegenen Drohung forderten Werner Meyer-Eppler und Herbert Eimert vom Intendanten des nwdr die Gründung eines Studios für elektronische Musik. Das Schreiben wurde am 18. Oktober 1951 aufgesetzt; noch am selben Abend wurde im Nachtprogramm des Senders eine Gesprächsrunde ausgestrahlt, in der Komponisten, Wissenschaftler und Techniker die Möglichkeiten der elektronischen Musik nicht nur besprachen, sondern anhand einiger Klänge sogar schon vorführten. Noch am nächsten Tag, am 19. Oktober 1951 also, erinnerte Eimert sich später, habe er grünes Licht erhalten für das weltweit erste Studio für elektronische Musik.
Zum Jubiläum erinnern wir an die Gründung des Studios und die Anfänge der elektronischen Musik in Köln, u. a. mit historischen Originaltönen und Gesprächsauszügen von Herbert Eimert, Werner Meyer-Eppler, Heinz Schütz, Karlheinz Stockhausen, Gottfried Michael Koenig, Henri Pousseur und Volker Müller.

Heinz Schütz Morgenröte (1952)
Elektronische Musik

Herbert Eimert & Robert Beyer Klang im unbegrenzten Raum (1952)
Elektronische Musik

Herbert Eimert Klangstudie I (1952)
Elektronische Musik

Herbert Eimert & Robert Beyer Klangstudie II (1952)
Elektronische Musik

19. Oktober 1954: Das erste Tonbandkonzert

Am 19. Oktober 1954 fand im kleinen Sendesaal des NWDR in Köln ein denkwürdiges Konzert statt, denn das Podium gehörte Lautsprechern. Erstmals gab es ein Programm mit vollkommen synthetischer Musik. Das scheuchte die Hö­rer ebenso auf wie die Presse. Welchen Eindruck diese Musik zu ihrer Zeit machte, lässt sich den Kritiken zu diesem Historischen Konzert ablauschen.

Karlheinz Stockhausen Studie II

Herbert Eimert Glockenspiel

Karel Goeyvaerts Komposition Nr. 5 und 7

Henri Pousseur Seismogramme

Paul Gredinger Formanten I und II

Karlheinz Stockhausen Studie I

Herbert Eimert Etüde über Tongemische

dazu:
Marietta Morawska-Büngeler
Verbalisierte Ratlosigkeit – Elektronische Musik in der Kritik


© WDR 3, Studio Elektronische Musik, 26.5.2018

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