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Spuren: Hans Jürgen von der Wense oder die verlorene Avantgarde

Wer war Hans Jürgen von der Wense (1894 – 1966)? Er war jedenfalls keine Erfindung literarischer Geister. 1920 schrieb der Kritiker Oskar Bie nach einem Konzert mit Werken des Komponisten: „Doch Hans Jürgen von der Wense stellte Bartók in den Schatten an Extremismus. Er arbeitet nur noch mit der reinen Materie des Rhythmus, des Melos, des Zusammenklangs – nicht mehr mit der rhythmischen, melodischen, harmonischen Form.

Michael Lissek im Gespräch mit Bernd Künzig

‚Ich hatt einen Kameraden‘ ist eine Zerfetzung des Volksliedes in Stößen und Blitzen der Töne, das wir ein farbiges Wutgeheul zu sehen meinen, in dem, wie bei expressionistischen Malern, die Spur eines Gegenstands sich feindlich verliert.“ Nach einigen weniger radikalen Kompositionen wandte sich von der Wense anderem zu: dem Schreiben, dem Übersetzen, der Alchemie, der Astrologie oder dem Wandern. Während des Nationalsozialismus wird er buchstäblich zum Untergetauchten. Es hat lange gedauert, bis das Werk dieses berufenen Fragmentariers wieder entdeckt wurde.

 

 

© SWR 2, JetztMusik, 26.6.2018

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