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Release Tipp: ICP Septet + Joris Roelofs, Terrie Ex, Mara’s pianola – Komen & Gaan / ICP 066

Der „Instant Composers Pool“ ist ein Plattenlabel das 1967 von Misha Mengelberg und Han Bennink gegründet wurde, um ihre Jazzmusik selbst zu veröffentlichen und daraus auch Konzerte zu akquirieren. Willem Breuker stiess später zu diesem Zweiergespann, was letztlich dann wieder zu Trennung führte. Willem Breuker gründete sein Kollektief, Mengelberg und Bennink daraufhin das ICP Orchestra, das in variablen Besetzungen und Mitgliederanzahl bis heute Bestand hat.

Und wie ich die Musiker durch die Zimmer laufen sehe, wie sie miteinander kommunizieren, da denke ich an Beispiele aus der Rockmusik. Wie Captain Beefheart in seiner Wohnung Musik mit seiner Band aufnahm und alle waren auf verschiedene Zimmer verteilt. Ihr könnt mir gern andere Beispiele dafür nennen, denn ich glaube, dass dies nicht die Ausnahme ist.

Ein weiterer, jazzigerer Teil ihrer Ausbildung war eine Reihe von Repertoire-Projekten, die sich Mengelbergs pianistischen und kompositorischen Helden Herbie Nichols, Thelonious Monk und Duke Ellington widmeten. Diese Projekte dienten als Anschauungsunterricht für den Wert schöner Melodien und Voicings (Ellington), die Konstruktion und Subversion von Akkorden (Monk) und die Entwicklung von Akkordprogressionen, die sich auf ungewöhnliche Weise bewegen (Nichols). Stücke von jedem dieser Komponisten tauchen immer noch auf den ICP-Setlisten auf (zusammen mit ein paar von Hoagy Carmichael), und diese Lektionen zahlen sich immer noch aus.

Mit der Zeit verstanden die Spieler, dass jede der Möglichkeiten, die Misha aufgeworfen hatte, jederzeit und bei jedem Stück genutzt werden konnte. Die Mitglieder konnten sich auch auf der Stelle neue Wendungen ausdenken und sich darauf verlassen, dass alle anderen sie sofort aufgreifen würden. Das bewahrheitete sich auch bei den Spielern, die später zu ICP stießen: Der deutsche Trompeter (und jetzt New Yorker) Thomas Heberer, die Geigerin und Geigerin der Neuen Musik Mary Oliver und der Saxophonist und Klarinettist Tobias Delius. Der Cellist Honsinger kam in den 90er Jahren ebenfalls wieder hinzu. (Alle leiten auch ihre eigenen Ensembles oder gelegentliche Projekte.)

Kevin Whitehead

Was mich an ihrer Musik so begeistert ist diese subversive Lust alles, also wirklich alles in Ihre Impovisationen einzubeziehen. Die Mischung zwischen Kopf und Bauch ist perfekt. Da trifft Bach auf Ellington, das bellen der Hunde wird mit gespielt. Ein Hauch Nostalgie durchweht die Galerie Le Brocope, einem Musiklokal und Café-Restaurant in dem kleinen Dorf Oldeberkoop im hohen Norden der Niederlande, wenn „De Linkerschoen, De Rechterschoen“ gespielt wird. Eine vortreffliche Hommage an Duke Ellington und Billy Strayhorn. Auch geben die beiden Versionen von „De Linkerschoen, De Rechterschoen“ welche am Anfang und am Ende dieser Veröffentlichung stehen, einen schönen Akustischen Rahmen.

„Arguably the most dynamic, unpredictable and just-plain-fun jazz ensemble on any continent.“

Boston Globe

Auf Bandcamp müsste in den nächsten Tagen diese Veröffentlichung auch digital zu erwerben sein.


Es ist auch schönes Beispiel für die Spontaneität der Musiker, die sich ihren Humor und ihre Spielfrische bewahrt haben, auch wenn mancher Musiker, wie z. B. Han Bennink, mittlerweile fast 80 Jahre alt ist. Etwas was vielen jungen Jazzmusikern, wie ich sie in den letzten Jahren erlebt habe, leider abgegangen ist. Das scheinbar unvereinbare geht hier Hand in Hand, durch alle Zimmer und Säle, es ist ein kommen und gehen und ein Ausblick auf künftige Konzerte.

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