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R.I.P. Daniel Johnston (22. Januar 1961 – 11. September 2019)

Der amerikanische Künstler Daniel Johnston ist im Alter von 58 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. In den Achhtzigern veröffentlichte er zahlreiche im Keller aufgenommene Lo-Fi-Tapes, zu seinen Fans zählten Beck und Kurt Cobain, deren Popularität in den Neunzigern auch Johnston für eine Weile zu größerer Bekanntheit verhalf.

Mit dem Dokumentarfilm „The Devil and Daniel Johnston“ setzte Jeff Feuerzeig dem Zeit seines Lebens von psychischen Krankheiten gezeichneten Musiker und dessen naiver Kunst 2006 ein Denkmal.

„Seine kindlichen, von Albdruck heimgesuchten Lieder brachten ihm den Ruf, Amerikas begabteste Outsider-Stimme zu sein, ein“, schreibt Ben Sisario in der New York Times: „Mit seiner knabenhaften Stimme und einem Talent für reine Melodien – seine größte Inspirationsquelle warne die Beatles – sang Johnston auf süße, manchmal verstörende Art von seinen Dämonen.“ „Sein exzentrisches Auftreten war legendär“, erzählt Ben Beaumont-Thomas im Guardian.

„So weigerte er sich, einen Vertrag mit Elektra zu unterzeichnen, weil sie auch Metallica unter Vertrag hatten, die Johnston für Satanisten hielt. Als Teenager büchste er von zuhause mit einem Moped aus, um sich einem Zirkus anzuschließen. Einst wurde er verhaftet, weil er die Freiheitsstatue mit hunderten von christlichen Fischsymbolen bemalt hatte. Doch wie ein weiterer Johnston-Bewunderer, der Wilco-Frontman Jeff Tweedy, ausdrückte: ‚Daniel ist es gelungen, trotz, nicht wegen seiner psychischen Krankheit Kunst zu schaffen.'“ A.D. Amorosi schreibt in Variety.

Auf seiner Facebook-Seite zitiert der Ventil Verlag Martin Büsser, der vor einigen Jahren über Johnston schrieb: „Neben den eigenweltlichen Texten zwischen Morbidität und Cartoon, ist es vor allem Johnstons einzigartige Stimme, deren KunstTöne knapp zu verfehlen, sich zu überschlagen oder kurzatmig der Begleitung nachzuhecheln, eine Ergriffenheit auslöst, wie man sie bei keinem ‚richtigen‘ Sänger je verspüren würde.“

Der Rolling Stone hat eine Reportage von 1994 online gestellt, als Johnston kurzzeitig von einem Major Label unter Vertrag genommen wurde. 2017 brachte die New York Times ein großes Porträt über ihn. Pitchfork sammelt Stimmen von Prominenten. Einen äußerst anrührenden Auftritt absolvierte er, sichtlich gezeichnet, vor einigen Jahren gemeinsam mit einem wunderbaren Kinderchor: © Text: Efeu, Perlentaucher, 12.9.2019

3 Gedanken zu „R.I.P. Daniel Johnston (22. Januar 1961 – 11. September 2019)

  • Lucky

    Bye Daniel, you are like Casper now – a friendly ghost.

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  • portfuzzle

    Ich mochte nur seine frühen Tapes. Die waren so herrlich schräg und eigentlich ging es gar nicht, aber da war diese Stimme wie sie sich durch seine Lieder schlängelte…. Immer knapp am Fiasko vorbei. Seltsam schön.
    A friendly Ghost. Really.

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    • Lucky

      Ich habe ihn nur einmal live gesehen, 2010 in der Hamburger Fabrik, mit dem Beam Orchestra – hier eine Konzertkritik:
      http://www.popfrontal.de/pages/artikel/daniel_johnston_120410.html

      Nach dem Konzert habe ich Johnston ein Mixtape geschenkt, komplett mit selbst gemachtem Cover. Keine Ahnung, was ich da drauf gemacht habe, wahrscheinlich die Musik, die mir wichtig erschien – ich wollte ihm etwas zurückgeben, etwas genauso Fragiles und einfaches wie seine Musik, ein Mixtape von einem Fan. Er hats danken genommen, nachdem er kapiert hat, was ich will – und ist weggeschlurft.

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