Open Sounds: Stromlinie Reloaded [10] Mit Carl Michael von Hausswolff, Matmos und Christof Kurzmann
Klang nicht nur als Genuss, sondern als komplexes Kommunikationsmittel, Operationsgeräusche die zu Discobeats werden oder die Vereinigung von politischem Engagement, sozialen Strategien der Vernetzung und dem musikalischen Experiment. Von Björn Gottstein.
Carl Michael von Hausswolff
Elektronische Kompositionen
Conductor (1982/83)
To Make Things Happen In The Bunker Via The Micro Way (1997)
Stockholm Slumber or Exchange of Mental, Physical and Un-Detected Substances of Known and Un-known Matter during a Period of Four Nights (1995)
Rats (2002)
Leftover Gods in Chicago aus: Three Overpopulated Cities Built By Shortsighted Planners. An Unbalanced And Quite
Dangerous Airport And An Abandoned Church (2003)
Carl Michael von Hausswolff hat einen Hang zu verwegenen Spinnereien. Von der Idee überzeugt, dass Klang nicht nur ästhetischen Genuss vermittelt, sondern als komplexes Kommunikationsmittel dient, tastet er zum Beispiel Stille nach Spuren aus dem Jenseits ab. Oder er ermittelt die Eigenresonanz von Gebäuden, um die Architektur durch eine subtile akustische Dimension zu bereichern. Wie aus derartigen Konzepten schließlich musikalische Werke werden verrät der schwedische Komponist und König von Elgaland-Vargaland.
Matmos
Matmos & J Lesser High, Live and Dirty (1998-2001) Live-elektronische Improvisationen (Ausschnitt)
Drew Daniel, Martin Schmidt & Jay Lesser – Live-Elektronik
Matmos Action at a Distance (1999) – Elektronische Komposition
Matmos for felix (and all the rats) aus a chance to cut is a chance to cure (2001) – Live-elektronische Komposition
Drew Daniel & Martin Schmidt – Live-Elektronik
Matmos & Wobbly Clawing Your Eyes Out Down To Your Throat aus Wide Open Spaces (2002) – Live-elektronische Improvisation
Drew Daniel, Martin Schmidt & Jon Leidecker – Live-Elektronik
Matmos Reconstruction aus The Civil War (2003) – Elektronische Komposition
2001 wurden Matmos über Nacht berühmt. Zunächst sorgte ihre damals neue CD für Aufsehen, denn auf a chance to cut is a chance to cure hatten sie Operationsgeräusche zu Disco-Beats verarbeitet. Dann verpflichtete die isländische Pop-Sängerin Björk die beiden Musiker als Backing-Band für ihre Live-Auftritte. Matmos waren Stars. Und trotzdem sind Matmos vor allem zwei verschrobene Musiker, die gerne mit Mikrophonen im Sand wühlen, auf der Bühne ein Spiegelei braten oder ihren Protest gegen Tierversuche auf den Gitterstäben eines Rattenkäfigs zum Klingen bringen. Ein Porträt.
Christof Kurzmann
Werner Dafeldecker, Christof Kurzmann, Kevin Drumm & eRikm berlin 1 (2001) – Live-elektronische Komposition
Werner Dafeldecker – Kontrabass & Elektronik, Christof Kurzmann – Klarinette & Computer, Kevin Drumm – Gitarre & Synthesizer, eRikm-Elektronik
Taku Sugimoto, Burkhard Stangl & Christof Kurzmann o. T. (2002) – Live-elektronische Improvisation
Taku Sugimoto – E-Gitarre, Burkhard Stangl – Gitarren, Christof Kurzmann – Klarinette & Computer
Christof Kurzmann The Air Between (2003) – Elektronische Komposition
Andrea Neumann & Christof Kurzmann 4rooms (2004) – Improvisation für Schlagzeug, Innenklavier und Elektronik
Tony Buck – Schlagzeug, Andrea Neumann – Innenklavier, Christof Kurzmann – Elektronik
Christof Kurzmann hat wiederholt von sich reden gemacht. Seine Band Extended Versions wurde Anfang der Neunzigerjahre in einem Atemzug mit dem Diskursrock von Blumfeld und Cpt. Kirk & genannt. Als Totalverweigerer entfachte er in Österreich eine politische Debatte, die den national-militärischen Komplex infrage stellte. Heute lebt der Wiener Musiker in Berlin, wo er das Label charhizma betreibt, als Laptop-Performer in unterschiedlichen Konstellationen arbeitet und Konzertreihen kuratorisch betreut. In seinen Werken vereint Kurzmann politisches Engagement, soziale Strategien der Vernetzung und das musikalische Experiment.
© WDR 3, – 20.03.2021, 20.3.2021