Nachhören

Nach hören: On The Edge ( 2 ) Bruchstücke einer Geschichte der frei improvisierten Musik von ihren Anfängen Mitte des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart (2)

Wege in die Freiheit 2: Emanzipation vom (Noten)Text in der neuen Musik
Von Nina Polaschegg

 
Blickt man auf die Anfänge des Free Jazz und der sogenannten frei improvisierten Musik, steht die Frage im Zentrum, wovon sich die Musiker zu befreien suchten. Der zweite Teil der mehrteiligen Sendereihe zur Geschichte der frei improvisierten Musik lenkt den Blick auf die Entwicklungen der zeitgenössischen komponierten Musik nach 1945. Neben den Serialisten gab es Komponierende, die ganz andere Wege verfolgten. Der Begriff der Unbestimmtheit etwa wird zu allererst mit John Cage in Verbindung gebracht. Den Interpreten wird in gewissem Rahmen ein Mitbestimmungsrecht, ja eine Entscheidungspflicht auferlegt. Neue Notationsformen waren ein weiterer Schritt in diese Richtung, einige Komponisten lösten sich sogar völlig vom Notenkontext. Vieles von dem inspirierte auch diejenigen Jazzmusiker, die einen eigenen Weg des freien Spiels suchten. Vor allem von England aus begannen Musiker wie Derek Bailey, Tony Oxley, John Stevens oder die Formation AMM, sich immer mehr vom Jazz zu emanzipieren und eine völlig freie Musik zu entwickeln, die unter anderem auch von der Rezeption zeitgenössischer komponierter Musik und der Bildenden Kunst geprägt war.
 
© SWR 2, NowJazz,2016