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„Mutterschaft“ Von Sheila Heti … Muss eine Künstlerin Kinder kriegen? …

Die kanadische Essayistin Sheila Heti quält sich mit widersprüchlichen Gefühlen: „Einerseits: die Freude an Kindern. Andererseits: das Elend mit ihnen. Einerseits: die Freiheit, keine Kinder zu haben. Andererseits: der Verlust, nie welche bekommen zu haben – aber was gibt es zu verlieren?“ Ihr Text „Mutterschaft“ ist ein persönliches Dokument.

Aus dem Englischen von Thomas Überhoff

Über Jahre protokolliert sie Begegnungen, Gespräche und Gedanken, die alle um ein Thema kreisen: Muss sie als Frau, muss sie als Kind von Holocaust-Überlebenden Kinder bekommen? Selbst dann, wenn das ihre fragile Autorenexistenz gefährden würde? Heti ist eine Frau in den späten Dreißigern. Wie damit umgehen, dass in einem Moment sie sich unbedingt ein Kind wünscht, im anderen einfach ihre Freiheit genießt? Und welche Hintergedanken, welches Bild von Frauen haben Abtreibungsgegner? „Wenn ich an all die Leute denke, die das Abtreiben unter Strafe stellen möchten, kann das wohl nur eines bedeuten – nicht, dass sie diesen neuen Menschen auf der Welt haben wollen, sondern wohl eher, dass die Frau sich mit der Kinderaufzucht beschäftigt, statt etwas anderes zu tun. Eine nicht mit Kindern beschäftigte Frau hat etwas Bedrohliches. Man hat das Gefühl, sie sei irgendwie unfertig. Was wird sie stattdessen machen? Was für einen Ärger?“ Und warum müssen Künstler, also Männer, sich nicht dafür rechtfertigen, sich nicht fortpflanzen zu wollen?

Sheila Heti wurde 1975 in Toronto geboren, wo sie bis heute lebt. „Mutterschaft“ ist auf Deutsch bei Rowohlt erschienen.
BR 2019

© Bayern 2, Nachtstudio, 10.9.2019

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