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Musik der Zeit [7] „Fieberkurve“ Werke von Gubaidulina, Scelsi und Dmitrij Kirsanoff/Reinhard Febel

„Ménilmontant“ von Dmitrij Kirsanoff gilt als einer der radikalsten Stummfilme der französischen Avantgarde. Der Regisseur setzt ganz auf die Kraft der Bilder, um die Geschichte zweier junger Frauen zu visualisieren, eine Geschichte, die mitten ins Auge, mitten ins Herz geht.

Zu den visionären Bildern aus dem Paris der 1920er Jahre hat Reinhard Febel eine neue Livemusik komponiert. Wie eine Fieberkurve liest sich auch Giacinto Scelsis „Liebespoem“ „Anahit“. Eine seismisch aktive Welt aus feinsten Wellen, Kurven und Vibrationen. Bei dieser mystischen Reise führt die Geige das Geschehen an. Sie umspielt die Tonhöhen mit einer Vielfalt an Tremoli, erforscht das unendlich Kleine, um die Energie dieser Musik zu entfalten. Den Weg dorthin bereitet Sofia Gubaidulina vor. Auch die russische Komponistin untersucht in „Risonanza“ „die Möglichkeiten verschiedener Stimmungen“, zugleich setzt sie auf antiphonale Wirkungen der Klanggruppen im Raum, die sich vielfach durchkreuzen. „Es ist, als ob man nicht aufeinander hört – eine treffende Metapher für unsere Zeit.“

Sofia Gubaidulina:
„Risonanza“ (2002) für drei Trompeten, vier Posaunen, Orgel und Streicher

Giacinto Scelsi:
„Anahit“ (1965) poème lyrique dédié à Vénus für Violine und Kammerorchester

Dmitrij Kirsanoff/Reinhard Febel:
„Ménilmontant“ (1926/2020)
Stummfilm mit Livemusik
Kompositionsauftrag des WDR und von ARTE/ZDF
Uraufführung

Carolin Widmann, Violine
WDR Sinfonieorchester
Leitung: Tito Ceccherini

Live aus dem WDR Funkhaus, Köln

© WDR 3, Konzert, 23.1.2021

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