„Mr. Cole won’t rock’n’roll!“ – Zum 100. Geburtstag des Pianisten und Sängers Nat „King“ Cole
Auch als Star wollte er seine Jazz-Vergangenheit nie ganz ausblenden, vor allem nicht bei Konzerten. Im „The Sands“ in Las Vegas präsentierte sich Nat „King“ Cole 1960 fast ausschließlich als Vokalist – singend und swingend.
Mit Karsten Mützelfeldt
Kennen Sie Eddie Laguna? Shorty Nadine? Sam Schmaltz? Namen, die – wenn überhaupt jemals im Bewusstsein – schnell vergessen sein dürften. Nicht aber der Mann, der sich hinter diesen Pseudonymen verbarg: jener Kettenraucher, der früh an Lungenkrebs verstarb und nicht einmal halb so alt wurde, wie er heute geworden wäre. Die Karriere Nat „King“ Coles wird gerne als idealtypisches Beispiel für einen sell-out verstanden. Sein Wandel vom einflussreichen Jazz-Pianisten zum millionenschweren Pop-Sänger ist vor allem für Puristen das Ergebnis künstlerischen Ausverkaufs, die finanziell versüßte Kapitulation vor dem Publikumsgeschmack. Und das, was ihn für viele „unforgettable“ macht, ist für manchen „unforgivable“. Vor einhundert Jahren erblickte er das Licht der Welt – Grund genug, an ihn zu erinnern, auch wenn er ohnehin unvergesslich bleibt.
Nat King Cole „At The Sands“
Aufnahmen vom 14. Januar 1960, The Sands, Las Vegas
© WDR 3, Jazz & World, 18.3.2019