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Mit „Promises“ veröffentlichen der Londoner Elektroniker Floating Points und Saxofonist Pharoah Sanders eine vibrierende Kollaboration.

Was nach Engelsharfen und Glasperlenspiel klingt, ist in Wirklichkeit ein Cembalo. Es grummelt kaum vernehmbar in der Ferne, dazu poltert ein Klavierdeckel, der auf- und zugeklappt wird und dabei scharrt wie ein Perkussionsinstrument. Von Robert Miessner.

Von Einkehr bis Aufbruch ist mächtig was los auf „Promises“: das gemeinsame Album des britischen Elektronikproduzenten Sam Shepherd (Floating Points) mit dem US-Freejazzsaxofonisten Pharoah Sanders und dem London Symphony Orchestra, aufgenommen über einen Zeitraum von fünf Jahren.

Vorab: Die Musik will als Ganzes gehört werden, sie verlangt nach einer anständigen Stereoanlage und ist Kopfhörern nicht abgeneigt, gerade weil die Ausdrucksfülle von „Promises“ ziemlich filigran daherkommt. „Promises“ umfasst 46 Minuten, ein zusammenhängender Track, untergliedert in neun Sequenzen zwischen einer und knapp zehn Minuten Dauer.

Den Auftakt macht ein Melodiemotiv, das wie eine Wegmarke sich durch das ganze Album ziehen wird. Ein Wiedererkennungseffekt, mit dem bereits auf John Coltranes Blaupause „A Love Supreme“ gearbeitet wurde, einem der Sechziger-Jahre-Alben, das mit dem Freiheitsgedanken des modernen Jazz synonym gesetzt wird.



© TAZ, Kultur, Musik, 26.3.2021

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