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Milestones: Arthur Blythes Meisterwerk: „Lenox Avenue Breakdown“ von 1979

Arthur Blythe war als Musiker und Komponist sehr an Klangfarben und unkonventionellen Instrumentierungen interessiert, und vielleicht ist das mit ein Grund, warum ihm der Spagat zwischen eher konventionellen und avantgardistischen Spielarten des Jazz gelang – auch auf dem 1979 von Columbia veröffentlichten Album „Lenox Avenue Breakdown“, das von Kritiker/innen wie Jazzfans fast einstimmig als sein herausragendes Meisterwerk angesehen wird.

Mit Michael Neuhauser

Bevor der Kontrabass die Jazzwelt eroberte, war die Tuba das übliche Bassinstrument der noch jungen Jazzbands. Nur sehr vereinzelt tauchten später noch Instrumentalisten auf, die sich mit der Tuba im Jazz behaupten konnten – diesmal allerdings meist als virtuose Solisten. Es mutet daher wie ein historisches Zitat an, ist darüber hinaus aber auch ein bemerkenswertes Klangerlebnis, wenn in den ersten Takten des Albums „Lenox Avenue Breakdown“ von Altsaxofonist Arthur Blythe der Tubaspieler Bob Stewart ein einfaches, rhythmisches Riff des Kontrabassisten Cecil McBee aufgreift, fortführt und konterkariert, bevor dann Flöte und Saxofon auf diesem gedoppelten Fundament zu solistischen Höhenflügen ansetzen.

Blythes unverwechselbarer, „flatternder“ Sound am Altsaxofon – expressiv und wenig lyrisch – mag in anderen Kontexten bisweilen auch irritieren (etwa, wenn er auf dem ebenfalls 1979 erschienenen Columbia-Album „In The Tradition“ Klassiker wie „Caravan“ oder „In A Sentimental Mood“ interpretiert), doch auf dem stark am Groove orientierten „Lenox Avenue Breakdown“ hat genau dieser Ton seine volle Berechtigung.

Vier ausgedehnte und abwechslungsreiche Stücke präsentiert Arthur Blythes Septett mit Schlagzeuger Jack DeJohnette, Gitarrist James „Blood“ Ulmer, Bassist Cecil McBee sowie James Newton (Flöte), Bob Stewart (Tuba) und Guillermo Franco (Perkussion). Letzterer sorgt besonders beim bekannten Eröffnungsstück, dem treibenden „Down San Diego Way“, für viel „Happy latin feeling“.

Doch der gefällige Schein dieses Beginns trügt, denn in gekonnter Dramaturgie geht Arthur Blythe in seinen vier Stücken schrittweise in die Tiefe, dringt gewissermaßen ein in vier unterschiedliche Schichten von dem, was „Jazz spielen“ bedeuten kann, bis hin zum sehr frei und experimentell gehaltenen Abschlussstück „Odessa“.
„Lenox Avenue Breakdown“ ist ein intensives Musikprojekt, das durch außergewöhnliche Klangtexturen und rhythmische Vielfalt besticht, und es ist erstaunlich, dass es erst Ende der 1990er Jahre auch auf CD wiederveröffentlicht wurde.

© Ö1, Milestones, 20.5.2018

Playlist:

Komponist/Komponistin: Arthur Blythe
Titel: Down San Diego Way
Album: Lenox Avenue Breakdown
Solist/Solistin: Arthur Blythe
Solist/Solistin: Cecil McBee
Solist/Solistin: Jack DeJohnette
Solist/Solistin: James Newton
Solist/Solistin: James „Blood“ Ulmer
Solist/Solistin: Guillermo Franco
Solist/Solistin: Bob Stewart
Länge: 06:33 min
Label: KOC-CD-7871

Komponist/Komponistin: Arthur Blythe
Titel: Lenox Avenue Breakdown
Album: Lenox Avenue Breakdown
Solist/Solistin: Arthur Blythe
Solist/Solistin: Cecil McBee
Solist/Solistin: Jack DeJonette
Solist/Solistin: James Newton
Solist/Solistin: James „Blood“ Ulmer
Solist/Solistin: Guillermo Franco
Solist/Solistin: Bob Stewart
Länge: 11:50 min
Label: KOC-CD-7871

Komponist/Komponistin: Arthur Blythe
Titel: Slidin‘ Thorugh
Album: Lenox Avenue Breakdown
Solist/Solistin: Arthur Blythe
Solist/Solistin: Cecil McBee
Solist/Solistin: Jack DeJonette
Solist/Solistin: James Newton
Solist/Solistin: James „Blood“ Ulmer
Solist/Solistin: Guillermo Franco
Solist/Solistin: Bob Stewart
Länge: 07:39 min
Label: KOC-CD-7871

Komponist/Komponistin: Arthur Blythe
Titel: Odessa
Album: Lenox Avenue Breakdown
Solist/Solistin: Arthur Blythe
Solist/Solistin: Cecil McBee
Solist/Solistin: Jack DeJonette
Solist/Solistin: James Newton
Solist/Solistin: James „Blood“ Ulmer
Solist/Solistin: Guillermo Franco
Solist/Solistin: Bob Stewart
Länge: 09:33 min
Label: KOC-CD-7871

2 Gedanken zu „Milestones: Arthur Blythes Meisterwerk: „Lenox Avenue Breakdown“ von 1979

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