Nachhören

Lend me your ears! „Shakespeare Umkreisungen (2)“

Mit Shakespeare die Mittagsstunde verbringen, das kann zu allerlei Dramatik und Aufregung führen. Aber natürlich auch zu kulinarischen Köstlichkeiten. Im Museum of London findet man eine zweizackige Gabel, wie sie in den Theatern zu Shakespeares Zeit für die vielen Häppchen zwischendurch verwendet wurden. 

Mit Elke Tschaikner und Christian Scheib

Für Marzipan oder auch für jede Menge Austern zum Beispiel, die damals ganz und gar nicht als luxuriös galten. Am Begeinn lassen wir uns von Shakespeare gleich mal in den Nachhall eines Gelages entführen, einen Nachhall, dem Guiseppe Verdi zu Klang verhalf. „Tutto nel mondo è burla, l’uom è nato burlone“ – „Alles ist Spaß auf Erden, der Mensch als Narr geboren.“

„Ma ride ben chi ride La risata final.“ – „Am besten lacht, wer zuletzt lacht“. Die letzten Worte aus Verdis Falstaff und dessen ungewöhnlicher Schlussfuge und diese Worte fungieren als Motto für das heutige le week. 1893 in Mailand wird diese letzte Oper Guiseppe Verdis, sein „Falstaff“ nach Shakepeares „The Merry Wives of Windsor“ uraufgeführt. Knapp hundert Jahre zuvor feierte ein anderer Falstaff einen überragenden Erfolg im Wiener Kärntnertortheater. Über die Uraufführung von Antonio Salieris Falstaff am 3. Jänner 1799 findet sich eine Tagebucheintragung eines Opernbesuchers: „Um 5 Uhr ins Kärtnerthor Theater, wo Salieris Oper Falstaff ossia Le tre burle zum erstenmal und mit einem seltenen Beifall gegeben wurde. Viele Stücke wurden gleich wiederholt, und ein Duett sogar dreymal. Nach der Oper mußte sich Salieri zweymal dem Publikum zeigen, und das ganze Personal wurde vorgerufen.“

Ob Salieris ehemaliger Schüler Beethoven in der Premiere war, wissen wir nicht, aber Beethovens Begeisterung für Salieris Falstaff ist durch eine eigene Komposition über ein Thema aus Salieris Erfolgsoper dokumentiert, entstanden noch im Jahr der Uraufführung der Oper. Einige Varationen als musikalisches Prisma eines Dreierportraits: William Shakespeare strahlt verschmitzt lächelnd durch Antonio Salieri, dessen komischen Glanz Ludwig van Beethoven facettenreich weiterleuchten lässt: Variationen für Klavier über ein Thema aus der Oper „Falstaff“ von Antonio Salieri, frei nach Shakespeares „Die lustigen Weiber von Windsor.“

Die Kraft der Musik beschwört William Shakespeare in seinen Werken oftmals. „The man that hath no music in himself“, heißt es im Kaufmann von Venedig, ein Mensch, der von Harmonie und „sweet sounds“ nicht berührt werde, dem sei nicht zu trauen: „Let no such man be trusted“. Aber in Shakespeares Werk geht es dennoch nicht um die trügerische Einfältigkeit à la „Wo man singt, da lass Dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder“. Joseph Fiennes schlüpft in die Haut des angeblich so bösen Caliban aus Shakespeares Sturm. Und Shakespeare legt dem angeblich Wilden etwas vom Zartesten über die Welt des Klingens und der Musik in den Mund, das jemals geschrieben wurde. „Be not afeard, the isle is full of noises“. „Fürchte Dich nicht, die Insel ist voller Klänge. Und manchmal voller Stimmen, die mich, auch wenn ich nach langem Schlaf erst eben aufgewacht, zum Schlafen wieder bringen. Aber dann im Traum ist mir, als täten sich die Wolken auf und zeigten Schätze, die gerade auf mich fallen wollten. Dann erwache ich wieder und weine, weil ich wieder träumen wollte.“

© Ö1, le-weekend, 4.7.2020

Playlist:

Komponist/Komponistin: Giuseppe Verdi/1813 – 1901
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Arrigo Boito/1842 – 1918
Gesamttitel: FALSTAFF / Oper in 3 Akten / Gesamtaufnahme / 2.Akt 2.Teil; 3.Akt
Titel: 15. Facciamo il parentado…Tutto nel mondo e burla / Ford, alle außer Cajus
Leitung: Leonard Bernstein
Orchester: Wiener Philharmoniker
Solist/Solistin: Rolando Panerai /Ford, Bariton
Länge: 03:15 min
Label: CBS M2K 42535 (2 CD)

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 – 1827
Vorlage: Antonio Salieri/1750 – 1825
Titel: Zehn Variationen für Klavier in B-Dur über das Thema < Duett > „La stessa, la stessissima“ aus der Oper „Falstaff“ von Antonio Salieri WoO 73
* 17. Variation 1
Solist/Solistin: John Ogdon /Klavier
Länge: 00:42 min
Label: EMI Classics 5857612 (2 CD)

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 – 1827
Vorlage: Antonio Salieri/1750 – 1825
Titel: Zehn Variationen für Klavier in B-Dur über das Thema < Duett > „La stessa, la stessissima“ aus der Oper „Falstaff“ von Antonio Salieri WoO 73
* 20. Variation 4 (00:46)
* 21. Variation 5 (00:01:18)
* 22. Variation 6 (00:54)
* 23. Variation 7 (00:44)
* 24. Variation 8 (00:01:56)
* 25. Variation 9 (00:53)
Solist/Solistin: John Ogdon /Klavier
Länge: 06:31 min
Label: EMI Classics 5857612 (2 CD)

Komponist/Komponistin: Erich Wolfgang Korngold/1897 – 1957
Vorlage: William Shakespeare/1564 – 1616
Titel: Viel Lärm um Nichts / Orchestersuite nach der Bühnenmusik op.11 zum gleichnamigen Schauspiel von William Shakespeare
* 5. Ouvertüre
Anderssprachiger Titel: Much Ado About Nothing
Orchester: Radio Symphonieorchester Wien
Leitung: Max Schönherr
Länge: 03:59 min
Label: Cambria CD 1066

Komponist/Komponistin: Erich Wolfgang Korngold/1897 – 1957
Vorlage: William Shakespeare/1564 – 1616
Titel: Viel Lärm um Nichts / Orchestersuite nach der Bühnenmusik op.11 zum gleichnamigen Schauspiel von William Shakespeare
* 6. Das Mädchen im Brautgemach
Anderssprachiger Titel: Much Ado About Nothing
Orchester: Radio Symphonieorchester Wien
Leitung: Max Schönherr
Länge: 04:28 min
Label: Cambria CD 1066

Komponist/Komponistin: Dimitri Schostakowitsch/1906-1975
Vorlage: William Shakespeare/1564-1616
Titel: KING LEAR (KÖNIG LEAR) op.137 – Filmmusik (Musik zu dem Film nach Shakespeares Drama)
* 19. Anfang der Katastrophe
Orchester: Rundfunk Symphonieorchester Berlin
Leitung: Michail Jurowski
Chor: Rundfunkchor Berlin /nur Cut 23
Länge: 02:59 min
Label: Capriccio 10397

Komponist/Komponistin: Sergej Prokofieff/1891 – 1953
Titel: ROMEO UND JULIA – Suite aus dem gleichnamigen Ballett
* 4. Der Kampf zwischen Montagues und Capulets
Orchester: London Symphony Orchestra
Leitung: Claudio Abbado
Länge: 03:02 min
Label: Decca 4250272

Komponist/Komponistin: Leonard Bernstein/1918 – 1990
Titel: Somewhere/instr. / aus dem Musical „West Side Story“/live
Ausführende: Cannonball Adderley Quintet
Solist/Solistin: Julian „Cannonball“ Adderley /Altsaxophon m.Begl.
Ausführender/Ausführende: Nat Adderley /Trompete
Ausführender/Ausführende: Joe Zawinul /Piano, Keyboards
Ausführender/Ausführende: Viktor Gaskin /Bass
Ausführender/Ausführende: Roy McCurdy /Drums
Länge: 04:55 min
Label: Jazzhaus/Lotus Rec. 101702

Komponist/Komponistin: Michael Kamen
Komponist/Komponistin: Joseph Shabalala
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: William Shakespeare/1564 – 1616
Titel: Music to hear, why hear, why hears’t thou music sadly / Sonett Nr.Q 8 / 23
Anderssprachiger Titel: Du bist Musik, was läßt Musik dich bangen ?
Ausführende: Ladysmith Black Mambazo /Gesang m.Begl.
Länge: 03:26 min
Label: EMI 5573212

Komponist/Komponistin: György Kurtag/geb.1926
Titel: quasi una fantasia…, op.27 – für Klavier und Instrumentengruppen
* I. Introduzione. Largo (00:01:48)
* II. Presto minaccioso e lamentoso. Molto agitato, sempre pppp (00:01:30)
* III. Recitativo. Grave, disperato (00:01:38)
* IV. Aria – Adagio molto. Lontano, calmo, appena sentito (00:03:42)
Solist/Solistin: Hermann Kretzschmar /Klavier
Ausführende: Ensemble Modern
Leitung: Peter Eötvös
Länge: 08:48 min
Label: Sony SK 53290

Komponist/Komponistin: Cole Porter/1891 – 1964
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Cole Porter/1891 – 1964
Gesamttitel: KISS ME KATE / Original Filmmusik (Verfilmung des gln.Musicals)
Titel: 1. Too darn hot / Lois
Ausführende: Original Filmbesetzung
Orchester: MGM Studio Orchestra
Leitung: Andre Previn
Solist/Solistin: Ann Miller /Gesang – Lois Lane < Bianca >
Länge: 02:47 min
Label: CBS CD 70278

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