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Klangkunst: „White City“ und „Vents et Voix de Provence“ von Arsenije Jovanovic

Das Ö1 Kunstradio präsentiert das neueste Radiokunststück des aus Belgrad stammenden Künstlers und Regisseurs Arsenije Jovanovic.

In seinen dramaturgisch komplex gebauten Sound- und Radioarbeiten greift der vielseitige Radiokünstler und Theaterregisseur immer wieder auf Klänge, Sounds und Aufnahmen aus seinem umfangreichen Soundarchiv zurück. Die Stücke von Arsenije Jovanovic zeichnen sich durch eine über Jahrzehnte weiterentwickelte und verfeinerte „Sound-Handschrift“ aus, die in durchwegs allen seinen Arbeiten zu erkennen ist. So auch in White City aus dem Jahr 1997 und in seinem neuen Radiostück Vents e Voix de Provence.

White City

In Erinnerung an jene Massenproteste in Belgrad 1996 und 1997, mit denen die Bevölkerung ihren Widerstand gegen eine machtbesessene und korrupte Regierung zum Ausdruck brachte, hat der Belgrader Künstler Arsenije Jovanovic diese Radioarbeit realisiert.

„Es sind akustische Reminiszenzen“ sagt der Autor. Denn auch die Protestierenden in Belgrads Straßen wußten die Akustik als „Medium“ ihrer Macht zu nutzen. „Sie verwendeten alles, was Geräusche und Klänge erzeugt“, erzählt Jovanovic: „Alle Arten von Tellern und anderen Küchenutensilien, Möbelteile, Radios, Glocken, Pfeifen, Autosirenen, alle möglichen Musikinstrumente, die verfügbar waren. Sie nutzten ihre eigenen Stimmen und die ihrer Haustiere. Ihre Geräusche und Klänge schallten von Balkonen und Fenstern, von Dächern und Terassen, aus Autos und von Fahrrädern aus. Sie waren überall: auf Gehsteigen ebenso wie auf Bäumen. All diese Klänge und Geräusche ergaben eine einzigartige akustische Flut, die die Stadt überströmte und alles zum Schweigen brachte, sodaß nichts anderes mehr zu hören war – vor allem nicht die propagandistischen Sendungen des staatlichen Radios und des Fernsehens“.

Vents e Voix de Provence

Arsenije Jovanovics hat mit „Vents e Voix de Provence“ ein weiteres Kapitel in seinem akustischem Reisetagebuch eingetragen. Der Künstler verwendet keine sprachliche Übersetzung, auch keinen Fotoapparat um seine Eindrücke zu dokumentieren:

„Ich beschreibe lieber mit Sound anstatt mit Worten. Im akustischen Territorium hat die Vorstellung mehr Raum. Dort fällt es mir leichter, mich all dieser realistischen Details zu entledigen, die ein Reisender wie einen unnötigen Ballast mit sich umherschleppt.“

Mit Hilfe von Aufnahmegerät und Mikrophon skizziert Arsenije Jovanovic in „Vents e Voix de Provence“ eine Reise, die er vor mehreren Jahren unternahm.

http://xb187.xb1.serverdomain.org/radio/musik/Arsenije-Jovanovic-Vents-et-Voix-de-Provence-1-11-20.mp3

© Ö1, Radiokunst, Kunstradio, 1.11.2020

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