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Jungle.World: „Dadaismus aus der Waldhütte“ Die gesammelten Songtexte von Jens Rachut

Jens Rachut war Sänger von zahlreichen Punkbands. Seine Songtexte kann man nun in einem mit vielen Zeichnungen von Raoul Doré versehenen Band nachlesen. Von Jens Uthoff

Von Zeit zu Zeit hat Jens Rachut auch bei befreundeten Bands als Texter ausgeholfen. Im Jahr 2001 etwa, als Die Goldenen Zitronen ihr Album »Schafott zum Fahrstuhl« aufnahmen, da schrieb er den Text zu »Der Mann, der mit der Luft schimpft«, und sang das Stück auch gleich selbst. Den Songtext mit seinen Satzfetzen und assoziativen Schleifen verstand man als Hörer nur so halb (»Wechsel deine Mutter / Immer ge­radeaus / Zukunft – dein ist / Die Zukunft – dein ist / Töte nur mit Blicken – dein ist / Maschinenparadiesmus – dein ist«), aber irgendetwas blieb hängen. Und wenn es nur die Fragen waren, die der Text aufwarf.

So ähnlich seien die Reaktionen auf seine Texte häufig gewesen, sagt Jens Rachut der Jungle World rückblickend: »Die Leute damals haben ­öfter gesagt: ›Den Text habe ich nicht so richtig verstanden, aber irgendwie klingt der ganz gut.‹

Rachuts Songtexte erzählen oft kleine Geschichten, manchmal sind sie wie Science-Fiction-Miniaturen, manchmal wie durchgeknallte kleine Fabeln. Dann wieder zeigen sie sich im Stil der Lyrik der historischen Avantgarden.

Jens Uthoff

Oder als ich mal ein Theaterstück gemacht habe, haben die Besucher hinterher gesagt: ›Ich hab’ nicht alles kapiert, aber es war ein geiles Stück.‹ Das ist das größte Kompliment, das man mir machen kann.«


Jens Rachut / Raoul Doré: Der mit der Luft schimpft. Ventil-Verlag, Mainz 2020, 232 Seiten, 20 Euro

© Jungle World, Dschungel, 17.12.2020

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