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„Jimi and me“. Ein Besuch bei Leon Hendrix in Los Angeles.

Leon Hendrix spielt auch Gitarre, aber nicht besonders. Schon gar nicht wie ein zweiter Hendrix. Erst mit über fünfzig hat er zur Musik gefunden, nach einem Leben voller Exzesse und Abstürze.

Feature von Renate Maurer

Darüber spricht der heute 64-jährige mit Featureautorin Renate Maurer, die ihn und seine deutsche Freundin Jasmin im Stadtteil Los Feliz besucht hat. Das grüne Viertel gilt als lässige Alternative zu Hollywood – glücklich, wer hier wohnen kann. Und Glück, so beteuert Leon Hendrix hat er mit seiner Freundin gehabt. Sie sei sein Felsen, sie habe ihn beim Aufbau seiner späten Musikerkarriere unterstützt. Und natürlich spricht er über Jimi, seinen sechs Jahre älteren Bruder.

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Aufgewachsen sind die beiden in Seattle, die Eltern sind bitterarm und Alkoholiker. Jimi ist Leons Beschützer und Erzieher, sein Zeichenlehrer auch. Die Brüder bleiben sich auch nahe, als Hendrix zum berühmten Gitarristen aufsteigt und von London aus Amerika erobert. Zu dieser Zeit ist Leon 19, ein versierter Ganove und Frauenheld und genießt es, auf Jimis Tourneen durch Kalifornien, den „Vorkoster“ für die groupies zu spielen. 1969, als Leon auf seinen Einsatz in Vietnam wartet, schreibt Jimi für ihn den song „It´s too bad“ – „Schade, dass mein Bruder heute nicht hier sein kann“ – einen Blues voller Zärtlichkeit und Schuldgefühlen gegenüber dem kleinen Bruder. Als Hendrix 1970 stirbt, sitzt Leon gerade im Gefängnis und wird in Handschellen zur Beerdigung gebracht.
Für Leon Hendrix ist die Berühmtheit des Bruders kein Fluch, sondern ein Segen: „There is no shadow, I am in his shade“. Ich stehe nicht in seinem Schatten, sondern unter seinem Schutz, bekennt er.

© Ö1, 15.8.2017

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