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Jazzfest Bonn: Marius Neset Quartet

Nur selten lässt sich die amerikanische Jazzpublizistik dazu herab, Musiker aus Europa hervorzuheben. Dem Saxophonisten Marius Neset wurde diese Ehre zuteil; im heimischen Skandinavien gilt er ohnedies schon lange als einer der vielversprechenden jungen Jazzmusiker. Lustvoll ins Risiko mit einer neuen Band stürzte sich Marius Neset beim diesjährigen Jazzfest Bonn.

Die Presse schwärmt in höchsten Tönen von dem 30jährigen Norweger: Marius Neset wird mitunter verglichen mit dem verstorbenen Amerikaner Michael Brecker. Doch Neset hat seinen eigenen, spontanen und energiegeladenen Stil. Im Aufnahmestudio bringt er gerne ungewöhnliche größere Besetzungen zusammen – er kombinierte sein Quintett beispielsweise mit dem Kammerorchester London Sinfonietta. Eher selten arbeitet er nach eigenem Bekunden in der Quartettbesetzung mit Klavier und Rhythmusgruppe – doch genießt er gerade den Freiraum, den diese klassische Ensembleform den Musikern lässt. Marius Nesets Musik entsteht zu einem Teil ungeplant aus dem Augenblick heraus – und so versprühte der Auftritt beim Jazzfest Bonn besonderen Reiz, denn alle drei Mitspieler kannte Neset schon lange aus unterschiedlichen Formationen; aber erst zum zweiten Mal standen sie gemeinsam auf der Bühne. Mit seinen vertrackten, vorwärtstreibenden Rhythmen, seiner dynamischen Spanne und melodischen Achterbahnfahrten versprühte das Quartett pure Spielfreude.


Marius Neset, Saxofon
Dan Nicholls, Piano
Phil Donkin, Kontrabass
Joshua Blackmore, Schlagzeug

Aufnahme vom 27.5.2017 beim Jazzfest Bonn, aus der Bundeskunsthalle

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