Musiktipps

„Jazzfest Berlin 2020“ Im Rückblick der TAZ und FAZ sowie einer Videoauswahl

Jazzfest Berlin gestreamt:Ist Berlin doch eine Wolke? Weil vielen das Feeling von Livekonzerten fehlt, hatte das Jazzfest Berlin als Streamingevent ein großes Publikum. Der Rückblick von Lars Fleischmann

Mit den Festivals dieser Coronapandemie-Tage ist es eine Crux: Obwohl das Amalgam der digitalen Übertragung via Stream auch nicht ansatzweise in der Lage ist, das berüchtigte „Feeling“ von Livekonzerten im Wohnzimmer zu vermitteln, so unausweichlich ist seine Akzeptanz, wenn man nicht gänzlich auf musikalische Bühnenkunst verzichten möchte.

Körperlichkeit, die sich in Schweiß, Blut und Tränen ausdrücken kann; Wangen, die zu bersten drohen; Muskelpartien voller Anspannung; Erschöpfung; Augenaufschläge, die bedeuten sollen, dass der Musikerkollege nun übernehmen muss, sind in ihrer mattscheibenhaften, zweidimensionalen Darstellung auf Bildschirmen und Screens leider kaum vermittelbar.

Trotzdem gibt es dafür ein Publikum: Schon am Sonntagmittag hatte es bei der Übertragung des rein virtuell stattfindenden Jazzfests Berlin 31.000 Klicks auf der Festivalseite des Medienpartners arte.Concerts gegeben, der das Live- und On-demand-Programm ausstrahlte. Das sind vergleichsweise erfreuliche Zahlen, die dem Digitalspuk eine gewisse Berechtigung geben. Das bleibt eine positive Erkenntnis des Jazzfests Berlin, das in seiner fast 60 Jahre währenden Geschichte erstmalig ohne Publikum live auskommen musste.

© TAZ, Kultur, 11.11.2020

Miau, was spielen wir? Von Jan Wiele

In der Not „I’m Streaming Again“: Das Jazzfest Berlin trotzt der Pandemie mit einer nur digital zu besuchenden Ausgabe, die bei allem Katzenjammer für Freude und Entdeckerlust sorgt.

Das Jazzfest Berlin der Berliner Festspiele nun war ohnehin schon als analog-digitale Hybridveranstaltung mit einer Partnerspielstätte in New York geplant, dem „Roulette“ in Brooklyn. Aber auch die zunächst noch mit Publikum geplanten Konzerte im „Silent Green“, einer Kulturstätte in einem ehemaligen Krematorium im Berliner Wedding, mussten letztlich ohne physisch anwesende Zuhörer stattfinden. So gab es eine Fortsetzung von „United We Stream“, einer Kooperation mit dem Kultursender Arte, der schon im Frühjahr elektronische Musik aus verschiedenen Berliner Clubs übertragen hatte. Auch auf der Website des Festivals sowie teils im Radio und auf MDR wurde Jazz übertragen. Die New Yorker Organisatorin Emily Bookwalter erklärte das Ziel des Konzepts: Künstler sollten auf diese Weise „sicher, sichtbar und bezahlt bleiben“.

© FAZ, Feuilleton, 10.11.2020

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert