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„Im Sound der Zeit“ das Maerzmusik Festival von Margarete Zander

Einen “Garten von Pfaden“ bietet das Festival seinen Besucherinnen und Besuchern und setzt auf gemeinsam verbrachte Zeit und außergewöhnliche (Konzert-)Erfahrungen. 

“Tage und Stunden, die wie im Flug vergehen: verdichtete, gedehnte, anachrone, beschleunigte, unterbrochene, stillstehende und verschwendete, gemeinsam verbrachte, geteilte und gelebte Zeiten.“ Die Macher der Berliner Festspiele versprechen: “Analog, digital und/oder hybrid: Wir werden da sein.“

Festivalleiter Berno Odo Polzer setzt den Focus der Maerzmusik (19.-28.03.2021) auf persönliche Begegnungen und Gespräche. Das Festival findet im Internet statt und so will er die Möglichkeit nutzen, dass er in diesem Jahr wirklich jeden Musik- und Kulturinteressierten erreichen kann. Das ist nicht nur für die Musikerinnen und Musiker attraktiv, die jetzt mit intensiver Bild- und Tongestaltung neue Wege suchen, ein großes Publikum zu erreichen. Das bietet auch den Diskussionsforen, in denen gemeinsam über den Soundtrack unserer Zeit gesprochen wird, eine große Plattform.

Afro-Modernism und Afrodiasporic Experimentalism

Der Blick auf Komponistinnen und Komponisten mit afrikanischen Wurzeln, die in der Welt verstreut leben, erweitert nicht nur den Horizont auf die Szene, sagt George E. Lewis. Er ist überlebensnotwendig, soll die Neue Musik in Zukunft ein zentrales Thema sein und mitten in der Gesellschaft die Menschen wirklich ansprechen. Der Komponist, Posaunist und Professor an der Columbia University kennt sich wie kein anderer in der Szene aus. Sein Buch „A Power stronger than itself“ ist die Bibel der Entwicklung der experimentellen Musik in den USA, der AACM -Association for the Advancement of Creative Musicians, dessen Mitglied er seit 1971 ist. Und jeder kann beim Maerzmusik Festival den Vortrag von George E. Lewis hören, an der anschließenden Diskussion teilnehmen und die Musik hören, die Lewis für das Programm mit dem Ensemble Modern ausgewählt hat.

Halim el Dhab – ägyptisch-amerikanischer Pionier der Musikelektronik

Forscher und Musiker sorgen dafür, dass der Name dieses außergewöhnlichen Pioniers der elektronischen Musik den aktuellen europäischen Blick auf die jüngere Musikgeschichte zurecht rückt. Nicht nur seine elektronischen Klassiker der 1950er Jahre sind im Zeitalter der digitalen Produktion mehr als staunenswerte Dokumente der Vergangenheit.

Farhan Sabbagh und der Dulab al Taj

Als Star auf der Oud wurde der syrische Musiker Farhan Sabbagh schon in den 1980er Jahren nach Berlin eingeladen, um das Publikum in der Akademie der Künste mit den kunstvollen Klängen der traditionellen arabischen Lautenmusik zu verzaubern. Seit vielen Jahren lebt Sabbagh in Berlin. Dort leitet er sein Ensemble „Wüstenwind“ und ist Mitglied des „Ensemble Extrakte“, das Sandeep Bhagwati gegründet hat. Die Musikerinnen und Musiker mit Migrationshintergrund wollen die Bedeutung ihrer kulturellen Prägung musikalisch ergründen und die Begeisterung für ihre spezielle Schönheit weitergeben. Das aktuelle Projekt ist ein Reigen (ein Dulab), dessen Grundmelodie Farhan Sabbagh komponiert hat. Uli Aumüller hat den Prozess in einem Film poetisch dokumentiert.

Musikfilme für das Environment „Internet“

Berno Odo Polzer hat alle Musikmachenden eingeladen, für die Präsentation im Internet spezielle Formen zu entwickeln. So gibt es einen Film zur Uraufführung des Streichquartettes Nr. 4 von Jürg Frey mit dem Quatuor Bozzini, einen Film über die Zusammenarbeit von PHØNIX16 und dem Bolivianischen Experimentalorchesters für indigene Instrumente OEIN, und einen Film über das instrumentale Musiktheater von Manuel Rodríguez Valenzuela mit dem Ensemble Mosaik.


http://xb4160.xb4.serverdomain.org/Musik/Im-Sound-der-Zeit-Maerzmusik-Festival.mp3

© NDR Kultur, Neue Musik, 23.3.2021

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