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Ikone der Avantgarde Anton Webern als „Vaterfigur“ der Neuen Musik Von Wolfgang Schicker

Am 15. September 1945 geht der Komponist Anton Webern zum Rauchen vor die Tür. Er stößt mit einem amerikanischen Soldaten zusammen, der sich bedroht fühlt und schießt. Wenige Jahre danach schreibt der junge französische Komponist Pierre Boulez: „Ich glaube, dass die Musik keine andere Entwicklung nehmen kann als die, welche Webern ihr gegeben hat.

Eine Generation junger Komponisten verstand sich als Avantgarde, die nach der unmenschlichen Tyrannei des Nationalsozialismus und der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs ein Weiter-so in alten Traditionen und Denkmustern für unvorstellbar hielt. Ihre „Vaterfigur“ (György Ligeti) war Anton Webern – nicht etwa Arnold Schönberg, der Kopf der Zweiten Wiener Schule, der die Dodekaphonie als eine in die Zukunft weisende Kompositionstechnik entwickelt hatte. Die jungen Komponisten bewunderten an Webern insbesondere sein „konstruktives musikalisches Denken, das Primat der Struktur sowie eine Abneigung gegen Pathos“ (Ligeti). Angesichts der mit hohlem Pathos angereicherten Propaganda im „Dritten Reich“ eine verständliche Haltung. Doch handelte es sich um nichts anderes als ein großes Missverständnis, wie der Komponist und Pianist Steffen Schleiermacher meint, denn Webern selbst gab etwa seinen Variationen op. 27 Spielanweisungen wie „enthusiastisch“, „pathetisch“, „nachdenklich“ oder „elegisch“ bei. Gemeinsam mit Steffen Schleiermacher beleuchtet BR-KLASSIK Autor Wolfgang Schicker die Rolle Weberns als „Ikone der Avantgarde“, aber auch seinen Einfluss auf Komponisten der DDR, der USA und der Sowjetunion.

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c© BR Klassik, Horizonte, 15.9.2020

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