„Ich schmiede keine Pläne, ich glühe“ Die Lange Nacht über Literarische Putschisten
Die Feder sei stärker als das Schwert, heißt es. Das 20. Jahrhundert war jedoch voll von Schriftstellern, die selbst zur Waffe griffen und einen gewaltsamen Umsturz anstrebten: Gabriele D’Annunzio, Ernst Jünger oder Yukio Mishima. Was trieb sie an?
Von Michael Reitz
„Italiener von Fiume, hier bin ich. Hier ist der Mensch, der alles aufgegeben und alles vergessen hat, um sich frei und neu in den Dienst der edlen Sache, eurer Sache zu stellen: die schönste und vornehmste Sache der Welt für einen Kämpfer, der in derartiger Niedergeschlagenheit und Traurigkeit nach einem Grund zum Leben und zum Glauben sucht, dazu, sich hinzugeben und zu sterben.“
So ruft der italienische Schriftsteller und Putschist Gabriele D’Annunzio am 12. September 1919 auf dem Balkon des Stadtpalastes von Fiume, dem heutigen Rijeka (im Westen von Kroatien). Mit ihm beginnt die Reihe derjenigen Schriftsteller und Künstler, die sich im 20. Jahrhundert als politische Aktivisten, Revolutionäre, Terroristen oder Putschisten versuchten.
Verhaltenslehren der Kälte
Über sie sagt der Germanist Helmut Lethen: „Die Welt ist ein Energiekreislauf, den sie befördern wollen. Das Schreckliche an dieser Avantgarde ist, dass sie überhaupt kein Interesse an der Austauschsphäre der Mitte hatten. Ihre Faszination geht von der politischen Peripherie aus. Ihre Faszination heftet sich an die Destruktionskräfte der Gesellschaft.“
„Ich schmiede keine Pläne, ich glühe“ Die Lange Nacht über Literarische Putschisten
Autor: Michael Reitz
Regie: Claudia Mützelfeldt
Sprecher / Sprecherinnen: Christiane Nothofer, Josef Tratnik
Redaktion: Monika Künzel
Webdarstellung: Constantin Hühn
© Deutschlandfunk, Lange Nacht, 7.11.2020