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Hörspiel „Wolken. Heim“ Von Elfriede Jelinek

„Der Deutschen gedenken die Deutschen gewöhnlich zuletzt, entweder aus Bescheidenheit, oder weil man das Beste für das Ende aufspart. Noch sind wir ein Wort, doch reifen schon zur Tat“ [Elfriede Jelinek]

Aus Zitaten von der Romantik bis heute (Hölderlin, Hegel, Kleist, Fichte, Heidegger, Briefe der RAF u. a.) braut die Autorin ein deutsches Lied zusammen, das schwindelig machen kann, weil es so bekannt klingt.

„Deutschland – das (Wolken(kuckucks))-Heim der Dichter und Denker: In Jelineks Prosagedicht wird dieses Zuhause noch einmal besichtigt. Auf jeder Seite begegnet man (Märchen-)Motiven, Sätzen, Wörtern, Versen aus deutscher Dichtung und Vaterlandsträumerei. Raffiniert hat Elfriede Jelinek daraus einen Monolog der Deutschen komponiert […] Wer sich von dieser Prosahymne berauschen lässt, ihre grimmige Boshaftigkeit genießt, ihren parodistischen Hohn auskostet, kann ins Staunen geraten. Denn Elfriede Jelinek führt vor, dass der vaterländische Gesang heute noch möglich ist – als Abgesang.“ [Reinhold Schmücker, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt]

„In Peer Raben, der die Musik schrieb und Regie führte, fand das Stück einen kongenialen Bearbeiter: er fand die rechten Töne zum rechten Text, so dass ein Hörspiel ohne Brüche entstand, damit umso genauer die Brüche unseres Bewusstseins hörbar werden. Selten gelingt es einem Regisseur auch, ein Hörspiel an der Grenze zur Musik so einzurichten, dass es nicht esoterisch wirkt und nur noch einem kleinen Kreis von Fans zuzumuten ist.“ [Paul Josef Raue, Funk-Korrespondenz]

„Wolken. Heim“ Von Elfriede Jelinek

Mit Kurt Hübner, Arno Wüstenhöfer, Hans Hirschmüller, Robert Jarzcyk u.a.
Bearbeitung, Komposition & Regie: Peer Raben
hr/BR/SFB 1992

Elfriede Jelinek, geboren 1946 in Mürzzuschlag/Steiermark, lebt heute in Wien. Für ihre Romane (z. B.“Die Klavierspielerin“, „Lust“), Theaterstücke und Hörspiele erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Literaturnobelpreis 2004.

© HR 2, Hörspiel, 30.5.2018

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