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Hörspiel: „Ich bin ein Kind. Ich kann seltsame Arten von Wahrheit vertragen.“ Von Harold Brodkey

Ein Mann sucht nach den Wahrheiten seiner Kindheit. Seine Mutter starb, als er 23 Monate alt war. Der alkoholabhängige und glücksspielsüchtige Vater verkaufte seinen Sohn danach für 350 Dollar an die Kusine nach St. Louis. Mit 14 Jahren verliert der Junge seinen Adoptivvater nach einer Reihe von Schlaganfällen, und zur gleichen Zeit setzte bei der Stiefmutter die tödliche Krebserkrankung ein.

Das Hörspiel ist eine Collage aus Harold Brodkeys „Stories in an Almost Classical Mode“, die in der familiären Welt seiner Kindheit wurzeln. Dafür versetzt Brodkey sich zurück in die Nähe der Erwachsenen und rekonstruiert seine kindliche Perspektive von damals, im Wissen, dass diese längst die Perspektive des Schriftstellers geworden ist. Seine literarische Erinnerungsarbeit trägt somit immer das Zeichen, dass sie interpretiert, träumt und erfindet – und ist somit gnadenlos realistisch und von fiktionaler Schönheit.

 

 

„Ich bin ein Kind. Ich kann seltsame Arten von Wahrheit vertragen.“ Von Harold Brodkey

Mit: André Jung, Herlinde Latzko und Till Kretzschmar
Komposition: Christoph Baumann
Hörspielbearbeitung und Regie: Barbara Liebster
(Produktion: SRF 2000)

Harold Brodkey, geboren 1930 als Aaron Roy Weintraub in Staunton/Illinois, gestorben 1996 an AIDS in New York, führte kompromisslos ein Leben als intellektueller Bohemien, zeitweise am Rande des Existenzminimums. Er gilt als einer der sprachmächtigen wie psychologisch feinnervigen amerikanischen Realisten. Seine „Stories in an Almost Classical Mode“ von 1988 erschienen auf Deutsch in zwei Bänden unter dem Titel „Unschuld“ und „Engel“. Posthum: „The Wild Darkness“ 1996 (auf Deutsch: „Die Geschichte meines Todes“)

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