Radiotipps

Hörfunktipps KW 8 Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen

Montag, 20. Februar 2017

Musik-Panorama • 21:05 – 22:50 Uhr • Deutschlandfunk
Schwetzinger Festspiele 2016
Chormusik von Poul Ruders, Wolfgang Rihm und Bent Sørensen
Ars Nova Copenhagen
Leitung: Paul Hillier
Komponistinnen und ihr Werk
Streichquartette von Konstantia Gourzi, Hanna Kulenty und Ursula Mamlok
Leipziger Streichquartett
Das heutige ›Musik-Panorama‹ bietet ungewohnte Einblicke in den Klangraum Europa: Das Leipziger Streichquartett konfrontierte bei seinem Auftritt Streichquartette der Romantikerin Emilie Mayer mit den drei Zeitgenossinnen Konstantia Gourzi, Ursula Mamlok und Hanna Kulenty. Brückenschläge zwischen der Musik verschiedener Zeiten – hier zwischen der Renaissance und der Gegenwart – prägen Anspruch und Repertoire des führenden skandinavischen Vokalensembles Ars Nova Copenhagen. Bei den Schwetzinger Festspielen 2016 boten die Dänen u.a. Passionsfragmente von Wolfgang Rihm sowie eine Arbeit von Bent Sørensen.

Freispiel • 00:05 – 01:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Inszenierte Sprengung
Ein Stück Monkey Wrench Gang
Hörspiel von Thomas Böhm
WDR 2011/53′
Das Hörspiel aktualisiert den Anarcho-Klassiker ›The Monkey Wrench Gang‹ von Edward Abbey aus den 70er-Jahren auf ironisch doppelbödige Weise. Während im Original die Dynamitstangen noch an Brückenpfosten und Eisenbahnschienen gezündet wurden, sprengt das Hörspiel gleich den gesamten Kulturbetrieb und sich selbst in die Luft.

Kriminalhörspiel • 21:30 – 22:30 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Sangre Kosher
Nach dem Roman von María Inés Krimer
Regie: Giuseppe Maio
DKultur 2016/58’48
(Ursendung)
Die Archivarin Ruth Epelbaum stößt bei Recherchen auf eine jüdische Zuhälterorganisation aus den 30er-Jahren: Zwi Migdal. Das Thema beschäftigt sie auch noch über ihre Pensionierung hinaus. In Buenos Aires betreibt sie mit der Haushälterin Gladys ein Detektivbüro. Der Auftrag von Chiquito Gold, seine Tochter zu suchen, führt die beiden Frauen auf eine Insel im Paraná-Delta. Im Wasser treibt die Leiche eines jungen Mädchens. Existiert Zwi Migdal noch?

Dienstag, 21. Februar 2017

Das Feature • 19:15 – 20:00 Uhr • Deutschlandfunk
Mit den Augen eines Scharfschützen
Die Geschichte des ehemaligen israelischen Elitesoldaten Nadav Weiman
Von Herlinde Koelbl und Heike Tauch
DLF 2017
Nadav Weiman wächst in einer Familie mit großer Militärtradition auf: Sein Großvater und Urgroßvater kämpften im jüdischen Widerstand, der Vater im Jom-Kippur- und im ersten Libanon-Krieg, seine Brüder sind Elitekämpfer in der israelischen Armee. Mit 18 Jahren geht auch Nadav zur Armee und lässt sich zum Scharfschützen bei einer Eliteeinheit ausbilden. Sein Haupteinsatzgebiet werden die besetzten Gebiete. Mit der Zeit wachsen seine Zweifel am Sinn seiner Antiterroreinsätze. Als ihn die Fotografin Herlinde Koelbl 2012 kennenlernt, hat er seinen dreijährigen Dienst bereits beendet und engagiert sich bei Breaking the Silence, einer regierungskritischen Organisation von ehemaligen und aktiven israelischen Soldaten. 2016 trifft Koelbl den inzwischen 30-Jährigen erneut.

Alte Musik • 22:00 – 22:30 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Eine siebte Saite für die Gambe
Monsieur de Sainte Colombe: Hommage an einen Unbekannten
Von Georg Beck
Was sich erhalten hat vom berühmtesten Gambisten seiner Zeit, ist vergleichsweise viel: rund 250 Werke für Solo-Gambe, eine Sammlung von Konzerten für zwei Gamben. Was wir über ihn wissen, ist beschämend wenig. Ein Nachname und, wenn neuere Forschungen verlässlich sind, vielleicht ein Vorname, sodass wir möglicherweise einen Jean de Sainte Colombe vor uns haben, geboren um 1640, gestorben irgendwann zwischen 1690 und 1700. Es liegt ein Geheimnis über seinem Leben. Fest steht, dass seine nicht weniger berühmten Schüler Jean Rousseau und Marin Marais ihn lebenslang verehrt haben. Und Sainte Colombe soll es auch gewesen sein, der der Gambe eine siebte Saite hinzugefügt hat – sodass sie klang wie keine andere zu seiner Zeit.

Mittwoch, 22. Februar 2017

Spielweisen • 22:05 – 22:50 Uhr • Deutschlandfunk
Auswärtsspiel – Konzerte aus Europa
Werke von Marc-Antoine Charpentier und Henry Purcell
Am Mikrofon: Helga Heyder-Späth
Der mythologische Halbgott Aktaion ist ein tragischer Held. Während einer Jagd wird er Zeuge, wie die keusche Göttin Diana ein Bad nimmt. Damit er sein süßes Geheimnis nicht ausplaudert, verwandelt Diana Aktaion in einen Hirsch, was entsetzliche Folgen hat. Denn in dieser Gestalt wird er schließlich von seinen eigenen Hunden gehetzt und getötet. Dass diese Geschichte einiges musikdramatisches Potenzial birgt, konnte man im vergangenen Oktober im Pariser Théâtre des Champs-Elysées erleben, als Christophe Rousset und sein Ensemble Les Talens Lyriques zwei barocke Kurzopern zum Besten gaben. Zunächst stand Marc-Antoine Charpentiers Pastorale ›Actéon‹ auf dem Programm. Darauf folgte ›Dido and Aeneas‹ von Henry Purcell. Im zweiten Akt lässt auch Purcell die Geschichte von Aktaion in Miniaturform erzählen – ein unterhaltsamer Opernabend mit dramatischem Bühnengeschehen.

Feature • 00:05 – 01:10 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Untergewöhnlich
Eine praktische Übung nach Georges Perecs ›Versuch einen Platz in Paris zu erfassen‹
Von Nicole Paulsen
SWR 2016/ca. 54’30
Im Oktober 1974 setzt sich Georges Perec an die Place Saint-Sulpice in Paris und notiert, »was passiert, wenn nichts passiert außer Zeit, Menschen, Autos und Wolken«. 40 Jahre später dokumentiert die Autorin mit Notizbuch und Aufnahmegerät am selben Ort das Infra-ordinaire, das Untergewöhnliche, beobachtet Menschen, Autos und Wolken. Nach und nach tauchen weitere Notierende, Filmende, Fotografierende auf, alle auf der Spur Perecs. Aus dem persönlichen Experiment wird kollektives Beobachten.

Donnerstag, 23. Februar 2017

Marktplatz • 10:10 – 11:30 Uhr • Deutschlandfunk
Vom Frust zur Tat – Arbeitslosigkeit und wie man rauskommt
Am Mikrofon: Philip Banse
Die Arbeitslosenquote in Deutschland sinkt seit Jahren. Doch immer noch sind nach der offiziellen Statistik hierzulande über 2,5 Millionen Menschen ohne Arbeit. Neben den finanziellen Problemen ist das für die meisten eine deprimierende und frustrierende Erfahrung, die vieles infrage stellt und das Selbstbewusstsein untergräbt. Wie können Arbeitslose selbst aktiv werden – außer eine Bewerbung nach der anderen zu schreiben? Welche Angebote machen die Arbeitsagenturen? Welche Rechte haben Arbeitsuchende auf Umschulung und Förderung? Wie finden sich Angebote und Ausschreibungen im Internet? Wann macht der Schritt in die Selbstständigkeit Sinn? Philip Banse diskutiert Wege in die Arbeit mit Experten und Expertinnen.
Hörertel.: 00800.4464 4464
marktplatz@deutschlandfunk.de

Zeitfragen. Feature • 19:30 – 20:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Nichts als Fakten?
Wissenschaft in den Medien
Von Susanne Billig und Petra Geist
Wissenschaft ist ›in‹, Forschung und Technik sind in den Medien präsenter denn je. Damit kommt dem Wissenschaftsjournalismus eine entscheidende Aufgabe zu – nur welche? Ist er Vermittler, Sprachrohr oder Wächter der Wissenschaften? Darf er seine Themen emotionalisieren oder bleiben Wahrhaftigkeit und Komplexität dabei auf der Strecke? Und wie genau berichten Wissenschaftsjournalisten eigentlich über all das, was die Forschung nur halb und nur ungenau weiß?

Freitag, 24. Februar 2017

Das Feature • 20:10 – 21:00 Uhr • Deutschlandfunk
Der Moment ist die Ewigkeit
Ulrich Rückriem, Künstler. Punkt.
Von Judith Grümmer
DLF 2017
Die erste Begegnung wird gleich zum Kräftemessen. Ulrich Rückriem besteht auf dem Moment. Kein Schnitt! Rohmaterial! Das muss reichen! Es ist einzig der Ursprung, der den Bildhauer interessiert. Aus dem zähen Ringen um den Inhalt eines Rückriem gemäßen Hörstücks entwickelt sich eine Annäherung zwischen dem Künstler und seiner Besucherin. Die Steinbrüche hat der 78-Jährige, der seit Langem als einer der wichtigsten zeitgenössischen Bildhauer gehandelt wird, verlassen. Seine Arbeit als Zeichner empfindet er als Befreiung. Den Kunstmarkt als Ekel. Und den Moment des Tuns als Ewigkeit.

Zeitfragen. Literatur • 19:30 – 20:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
»Und das hier war ja Sperrgebiet«
Das Adalbert-Stifter-Museum im tschechischen Horní Planá
Von Hans-Peter Kunisch
Adalbert Stifter wurde 1805 in Oberplan geboren, am Rande des Böhmerwalds, der in der k.u.k-Doppelmonarchie zu Oberösterreich gehörte. Seit dem Zweiten Weltkrieg heißt Oberplan Horní Planá. Die Orte von Stifters Kindheit und Jugend sowie die meisten Schauplätze von Stifters Werken lagen mit einem Mal hinter dem Eisernen Vorhang in der Tschechoslowakei. Die Einwohnerzahl von Horní Planá verringerte sich deutlich, die deutsche Bevölkerung, durch die Beneš-Dekrete enteignet, wurde vertrieben. Doch 1960, mitten im Kalten Krieg, öffnete in Horní Planá ein Museum seine Pforten und stellte Adalbert Stifter und seine Heimat vor. Heute führt manchmal ein Ururneffe des deutschsprachigen Schriftstellers mit dem Vornamen Adalbert durch die Räume.

Samstag, 25. Februar 2017

Klassik-Pop-et cetera • 10:05 – 11:00 Uhr • Deutschlandfunk
Am Mikrofon: Der Schriftsteller Bodo Kirchhoff
Liebe, sagt Bodo Kirchhoff, bestehe zum großen Teil aus der Sehnsucht nach Liebe und aus der Erinnerung an sie. In seinen Romanen und Erzählungen spürt er diesem Sehnen und Erinnern nach und konfrontiert seine Leser mit den Höhen und Tiefen von Begehren und Beziehungsschmerz. Der Sehnsuchtsort, an den es viele seiner Romanfiguren verschlägt, heißt Italien. Bodo Kirchhoff selbst lebt in Frankfurt und am Gardasee, wo er Kurse für kreatives Schreiben anbietet. Für sein Schaffen wurde Kirchhoff mehrfach ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr erhielt er den Deutschen Buchpreis für seinen Roman ›Widerfahrnis‹. Bei ›Klassik-Pop-et cetera‹ verknüpft Bodo Kirchhoff ebenfalls das Private – allerdings sein eigenes Leben – mit der Musik, die ihn geprägt hat.

Lange Nacht • 00:05 – 03:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Mauern des Schweigens
Eine Lange Nacht über Spaniens geraubte Kinder in der Franco-Zeit und danach
Von Margot Litten
In vielen Ländern gab es Fälle von Babyraub, aber nirgendwo verschwanden so viele Babys wie in Spanien. Die Tragödie begann zur Zeit des spanischen Bürgerkriegs und setzte sich bis in die 90er-Jahre fort. Ursprünglich politisch motiviert, wurde der Babyraub zu einem lukrativen Geschäft, in das Ärzte, Anwälte, und vor allem die katholische Kirche verwickelt waren. Man schätzt, dass in spanischen Kliniken mehr als 300000 Babys verschwanden und mit gefälschten Papieren an kinderlose Paare verkauft wurden. Inzwischen suchen Mütter ihre Kinder und Kinder ihre leiblichen Eltern – doch das gestaltet sich extrem schwierig angesichts fehlender Dokumente, mangelndem politischen Willen und vor allem der Mauer des Schweigens, mit der sich die Kirche umgibt.
Die ›Lange Nacht‹ wird ab 23:05 auch im Deutschlandfunk gesendet.

Sonntag, 26. Februar 2017

Freistil • 20:05 – 21:00 Uhr • Deutschlandfunk
Genug ist nie genug
Von der alltäglichen Gier
Von Ingeborg Breuer
DLF 2014
Gierige Banker oder reiche Steuerhinterzieher sind regelmäßig in aller Munde. Aber es gibt auch noch die ›Normalos‹, die die Putzfrau schwarz beschäftigen, die Versicherung betrügen oder die Steuererklärung ein bisschen frisieren. Gier ist unanständig und verwerflich. Gier ist aber auch menschlich. Gier ist eine Art von Sucht, eine Maßlosigkeit, deren Kehrseite der Geiz ist. Und Geiz war ja lange Zeit geil, zumindest in der Werbung. Trotzdem muss man trennen zwischen einem zwar hässlichen, aber möglicherweise biologisch fest verankerten Charakterzug und einem System, das den Egoismus des einzelnen sogar noch fördert. Insofern helfen keine moralischen Appelle gegen Raffsucht und Eigennutz, sondern lediglich Gesetze, die die Gier einzelner auf ein gesellschaftlich verträgliches Maß zurückschrauben.

Musikfeuilleton • 22:00 – 22:30 Uhr • Deutschlandradio Kultur
»Für mich selbst«
Das musikalische Universum des Anthony Burgess
Von Richard Schroetter
Der Schriftsteller Anthony Burgess, geboren vor 100 Jahren am 25. Februar 1917, hat ein enormes Werk hinterlassen, darunter über 50 Romane. Berühmt wurde er mit dem Roman ›A Clockwork Orange‹, verfilmt von Stanley Kubrick. Was weit weniger bekannt ist: Burgess wollte eigentlich Komponist werden. Er schuf sich im Laufe seines Lebens ein ganz persönliches Paralleluniversum, ein klingendes Tagebuch aus Präludien und Fugen, aus Sinfonien und Konzerten, aus Liedern und Kammermusik. Entstanden sind mehr als 150 Werke, hauptsächlich »for myself«.

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