Radiotipps

Hörfunktipps KW 42 Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen

Montag, 17. Oktober 2016

 

Musikszene  •  20:10 – 21:00 Uhr  •  Deutschlandfunk

Königin der Instrumente als Lebenselixier

Organisten zwischen Dorfkirche und Konzertsaal

Von Magdalene Melchers

Entscheidungen für ein Instrument sind vielfältig, und wer die Orgel wählt, spielt vorrangig in Gotteshäusern oder wie Cameron Carpenter glamourös in Musikzentren der Welt. Neben der Flexibilität, sich auf diverse Bauweisen einlassen zu müssen, eint Organisten die stetige Begegnung mit Gott: vom deutschen Orgelprofessor bis zu Musikern in Finnland oder auf den Färöer Inseln, vom Jugendlichen, der kaum Gesprächspartner in seinem Umfeld findet, zu Meistern wie Gustav Leonhardt. Einerseits ist vielen Kindern mittlerweile der Klang einer Orgel fremd, andererseits locken Orgeldarbietungen Menschen in Kirchen, und es gelingt, Begeisterung über das Konzerterlebnis hinaus zu wecken.

 

Musik-Panorama  •  21:05 – 22:50 Uhr  •  Deutschlandfunk

Ensemble des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin

Thomas Hecker, Oboe

Elsie Bedleem, Harfe

Ander Perrino Cabello, Kontrabass

Henrik Magnus Schmidt, Schlagzeug

Anna Kirichenko, Klavier und Cembalo

Werke von Henri Dutilleux, Sofia Gubaidulina, Giacinto Scelsi und Astor Piazzolla

Aufnahme vom 9.10.16 aus dem Heimathafen Neukölln Berlin

Am Mikrofon: Uwe Friedrich

Mit Tangos von Astor Piazzola knüpft das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin an die Tradition des Heimathafens Neukölln an. Schon vor über 100 Jahren trafen sich hier Berliner Proletarier zum ausgelassenen Schwoof. Da trifft es sich gut, dass der italienische Komponist Giacinto Scelsi mit seinem Werk ›Okanagon‹ den Herzschlag der Erde abbilden wollte. Die Musiker des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin haben für ihre Kammermusikreihe einen Saal an der Schnittstelle zwischen Migrantenkultur und rasanter Gentrifizierung ausgesucht. Eine urbane Welt, so zerrissen zwischen der Tradition des Altgewohnten und den Herausforderungen des Neuen, wie sich Henri Dutilleux in seinen Citations für Oboe, Cembalo, Kontrabass und Schlagzeug zeigt. Dem Schlagwerk kommt hier eine ebenso bedeutende Rolle zu wie in Sofia Gubaidulinas fünf Etüden, die bereits im Jahr 1965 in ihrem Opus 1 den Kontrabass in den Mittelpunkt des kompositorischen Interesses stellte.

 

Länderreport  •  13:30 – 14:00 Uhr  •  Deutschlandradio Kultur

Weniger Welthandel –

Starke Konkurrenz

Sorge in Hamburg und Bremerhaven um die Zukunft von Hafen und Werft

Von Almuth Knigge und

Axel Schröder

Kreuzfahrtboom und immer mehr Containerriesen: eigentlich haben Werften und Häfen in Deutschland eine rosige Zukunft. Nicht alle – und nicht an der Nordsee. So macht sich in Hamburg der zurückgehende Welthandel inzwischen bemerkbar. Zudem rüstet die Konkurrenz auf, Rotterdam hat gerade neue Terminals gebaut. Und die Hansestadt wartet noch immer auf die Elbvertiefung. Gleichzeitig kämpft die Lloyd-Werft in Bremerhaven um Aufträge. Die Hoffnungen, wenigstens einen der neuen Kreuzfahrtdampfer bauen zu können, haben sich zerschlagen. Das Geschäft machen andere, zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern.

 

 

Dienstag, 18. Oktober 2016

 

Das Feature  •  19:15 – 20:00 Uhr  •  Deutschlandfunk

Wem gehört Mauna Kea?

Hawaiianische Konflikte auf dem Gipfel eines Vulkans

Von Sebastian Meissner

Regie: der Autor

DLF 2016

Auf dem Gipfel des Vulkans Mauna Kea prallen heute das moderne und das traditionelle Hawaii aufeinander. Hier befinden sich einerseits die heiligen Schreine und die Begräbnisstätten der Kanaka Maoli, der Urbevölkerung von Hawaii, und andererseits soll die dort arbeitende Sternwarte um ein Spiegelteleskop mit einem Durchmesser von 30 Metern erweitert werden – ein Weltnovum. Der Kampf um die Bebauung Mauna Keas spitzte sich 2015 zu, als die Gegner des Ausbaus eine erfolgreiche Internetkampagne mit dem Hashtag #WeAreMaunaKea starteten und die sozialen Netzwerke mit spektakulären Bildern von Blockaden der Zufahrtsstraßen zum Gipfel fütterten. Doch auch unter den Kanaka Maoli gibt es Anhänger des Bauvorhabens: Sie sehen darin eine wichtige Grundlage zur Beschaffung von Arbeitsplätzen, einen Jobgaranten.

 

Alte Musik  •  22:00 – 22:30 Uhr  •  Deutschlandradio Kultur

Streit im Salon

Monsieur le Violon contre Madame la Viole

Von Gela Birckenstaedt

›Verteidigung der Viola da gamba gegen die Übergriffe der Violine und die Anmaßung des Violoncellos‹, so der Titel einer unterhaltsamen Streitschrift aus dem Jahr 1740. Ihr Verfasser, der Jurist Hubert Le Blanc, macht sich darin zum Verteidiger eines Instrumentes, das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Frankreich auf eine über 100-jährige erfolgreiche Karriere zurückblicken kann und in der ›besseren Gesellschaft‹ den (musikalischen) Ton angibt: der Viola da gamba. Aus Italien droht ihr Konkurrenz. Das Violoncello und vor allem die Violine machen ihr die Vorrangstellung streitig. In seiner Abhandlung lässt Hubert Le Blanc die Viola da gamba, alias Madame la Viole, auf die Violine, alias Monsieur le Violon, treffen und verwickelt sie in einen heftigen Streit darüber, wer von beiden das vollkommenere Instrument ist und Musiker und Publikum mehr entzückt.

 

 

Mittwoch, 19. Oktober 2016

 

Musikforum  •  22:05 – 22:50 Uhr  •  Deutschlandfunk

Der Name ist Programm

30 Jahre Ensemble Aventure

Von Yvonne Petitpierre

Seit seiner Gründung 1986 im Umfeld der Freiburger Hochschule für Musik zielt das
Ensemble Aventure auf Verbindungen zwischen Avantgarde und Tradition. Als Formation mit 15 Musikern begibt man sich in der Programmierung vor allem auf die Suche nach Vergessenem, Verdrängtem und Unbekanntem. Dabei fällt der Blick in starkem Maße auch auf außereuropäische Kompositionswelten. Neben zahlreichen Auftritten mit dramaturgisch ausgeklügelten Projekten und Konzerten sind inzwischen über 20 CD-Produktionen entstanden, die zeitgenössisches Musikgeschehen beleuchten.

 

Zeitfragen. Feature  •  19:30 – 20:00 Uhr  •  Deutschlandradio Kultur

Millionen Seiten Raubgut

Bücher zweifelhafter Herkunft

in deutschen Bibliotheken

Von Günther Wessel

Dass sich in zahlreichen Museen und privaten Sammlungen NS-Raubkunst befindet, ist in der Öffentlichkeit bekannt. Doch auch hinter Tausenden von Büchern in Bibliotheken verbergen sich Schicksale: Sie erzählen von Unterdrückung, Raub und Vertreibung. Deutsche Bibliotheken waren im Zuge der ›Säuberung‹ von ›schädlichem‹ Schrifttum nicht nur Opfer nationalsozialistischer Kulturpolitik, sondern auch Gewinner: Verbotene Literatur wurde eingezogen, und ganze Bibliotheken nicht nur jüdischer Mitbürger wurden in Deutschland und den besetzten Ländern beschlagnahmt. Nur wenige Bibliotheken wie die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen oder die Berliner Zentral- und Landesbibliothek kennzeichneten solche Erwerbungen besonders. Will man woanders etwas über die Herkunft der Bücher wissen, bleibt nur ihre Durchsicht. Das heißt: Provenienzrecherche in gigantischem Maßstab wäre nötig.

 

 

Donnerstag, 20. Oktober 2016

 

Marktplatz  •  10:10 – 11:30 Uhr  •  Deutschlandfunk

Hackfleisch aus dem Internet

Was bringen Essenslieferdienste?

Am Mikrofon: Sina Fröhndrich

Egal ob Milch, Obst oder Fleisch, inzwischen lässt sich fast alles ganz einfach nach Hause liefern. Supermärkte wie Rewe oder Edeka bieten Online-Lieferdienste an, daneben gibt es reine Online-Supermärkte wie Allyouneed Fresh und noch in diesem Jahr könnte auch der Versandriese Amazon damit anfangen, frische Lebensmittel zu verkaufen. Aber: Wie frisch sind Käse, Milch und Co. im Transporter oder Paket? Wird rohes Fleisch während der Fahrt ausreichend gekühlt? Wer verkauft Lebensmittel mit langer Haltbarkeit übers Internet, wer leicht verderbliche? Liefern die Dienste auch aufs Land? Ab welchem Einkaufswert lohnt es sich, Liefergebühren zu bezahlen? Lässt sich schimmliges Obst auf dem Postweg zurückschicken und was mache ich mit falsch gelieferter Ware? Diese und Ihre Fragen rund um die Lebensmittellieferdienste bespricht Sina Fröhndrich gemeinsam mit Verbraucherschützern, Handelsvertretern und Umweltexperten.

Hörertel.: 00800.4464 4464

marktplatz@deutschlandfunk.de

 

JazzFacts  •  21:05 – 22:00 Uhr  •  Deutschlandfunk

Federleicht und impulsiv

Die Schlagzeugerin Eva Klesse

Von Bert Noglik

Eva Klesse leitet das von ihr formierte Quartett souverän vom Schlagzeug aus. Dabei geht es ihr um das Gemeinsame im Geflecht der Einzelstimmen, nicht um solistische Selbstinszenierung. Zu ihren Stärken zählt es, unterschiedlichen Temperamenten Raum zu geben, sie zu integrieren und eine spannungsreiche Dynamik in Gang zu setzen. Eva Klesse liebt ein luftiges, atmendes, filigranes Spiel und verbindet impulsives Musizieren mit klangrhythmischer Sensibilität. Aufgewachsen in NRW, studierte die heute 30-Jährige in Weimar, Leipzig und Paris – und setzte ihre Studien jüngst mit Unterstützung eines DAAD-Stipendiums an der New York University fort.

 

 

Freitag, 21. Oktober 2016

 

Das Feature  •  20:10 – 21:00 Uhr  •  Deutschlandfunk

Ziemlich unkontrollierbar

Die Liedermacherin Bettina Wegner

Von Daniel Guthmann und Christian Buckard

Regie: Thomas Wolfertz

DLF 2016

Im Westen ist die deutsche Liedermacherin Bettina Wegner vor allem für ihre Liedzeile ›Sind so kleine Hände‹ berühmt. Für die Menschen im Osten Deutschlands ist die Sängerin eine Ikone des Widerstands gegen die SED-Diktatur. Das Feature nähert sich dem Menschen jenseits der Legende an: einer Frau, die bis heute singt, sagt und tut, wozu sie Lust hat. Traurig ist sie sowieso. Aber auch rebellisch und humorvoll. Und neugierig. Auch auf ihre eigene Geschichte: So machte sich Bettina Wegner nach der Wiedervereinigung auf, um jenen Stasi-Offizier kennenzulernen, der den ›Operativen Vorgang‹ gegen sie und ihre Familie geleitet hatte. Das Feature begibt sich mit Bettina Wegner auf die Reise in ihre Vergangenheit und macht dabei auch ihre Gegenwart hörbar. Dabei bleibt Bettina Wegner, was sie stets war: unkontrollierbar.

 

Klangkunst  •  00:05 – 01:00 Uhr  •  Deutschlandradio Kultur

Radio Revolten: Minigolf

Von Alessandro Bosetti

Neue Vocalsolisten Stuttgart:

Sarah Maria Sun (Sopran), Truike van der Poel (Mezzosopran),

Martin Nagy (Tenor),

Guillermo Anzorena (Bariton), Andreas Fischer (Bass)

Stimmkünstlerin: Anne-Laure Pigache

DKultur/Neue Vocalsolisten Stuttgart/Radio Revolten 2014/ca. 50′

(Ursendung)

Die frühe Radiotechnik war stark limitiert: In den 1930er-Jahren gab es keine Effekte, keine Schnitte und keine Stereofonie. Um einen Raumeindruck herzustellen, musste man sorgfältig vorgehen. Das faszinierte den Klangkünstler Alessandro Bosetti. Für ›Minigolf‹ bat er das Ensemble Neue Vocalsolisten Stuttgart, um ein einzelnes Mikrofon zu tanzen.

 

 

Samstag, 22. Oktober 2016

 

Klassik-Pop-et cetera  •  10:05 – 11:00 Uhr  •  Deutschlandfunk

Am Mikrofon: Die Saxofonistin Angelika Niescier

Impulsiv, spontan und begeistert berichtet die Wahlkölnerin Angelika Niescier von ihren vielfältigen musikalischen Wurzeln. In ihrer Kindheit kam die gebürtige Stettinerin von Polen nach Deutschland und erlebte den Musikunterricht in der Schule als Erweckung. Klassische Werke verschiedener Komponisten beflügeln und prägen sie bis heute. Aber für sich selbst entdeckte sie den Jazz und entwickelte sich zu einer viel gelobten und ausgezeichneten Saxofonistin mit unbändiger Energie, variationsreicher Tonpalette und virtuoser Technik. 2010 erhielt sie den Echo. Die Solistin konzertiert im Duo, im Trio und im German Woman Jazz Orchestra. Sie verbindet Alte Musik mit Jazz, lässt sich von Richard Wagners ›Parsifal‹ inspirieren und schöpft aus der Folklore der Welt. Besonders gern pflegt sie ihre Erinnerungen an die Lieder und Weisen, die sie in ihrer Kindheit in Polen gehört hat. Im Herbst geht die Musikerin, die der europäischen Jazzszene neue Impulse gegeben hat, auf Tour.

 

Lange Nacht  •  00:05 – 03:00 Uhr  •  Deutschlandradio Kultur

WIR sind nicht DIE

Die Lange Nacht über Massen

Von Sven Rücker

Regie: Harald Krewer

Nach dem Zweiten Weltkrieg schien das Ende des 19. Jahrhunderts ausgerufene ›Zeitalter der Massen‹ endgültig überwunden zu sein und der Individualismus triumphierte. Jetzt aber, da die Welt zunehmend unsicherer und fragiler erscheint und das Vertrauen in Institutionen drastisch schwindet, scheinen Massenbildungen von Neuem Halt zu geben. Gleichwohl wird die Rückkehr der Massen nicht nur freudig aufgenommen. Schon die klassischen Massentheorien warnten vor der Zerstörungslust der Massen. Mit der Rückkehr der Massen kehren auch diese Ängste zurück – und mit ihnen die, die von solchen Ängsten profitieren. Von der Debatte über die Flüchtlingsströme bis zur Angst vor Islamisierung oder Globalisierung heißt es ›WIR sind nicht DIE‹. Die ›Lange Nacht‹ zeichnet die großen Erzählungen über die Massen nach. Sie stellt aber auch die Frage, wer diese Erzählungen schreibt und warum. Im Namen der Masse reden viele – hat sie aber auch selbst eine Stimme, und wenn ja: Woran erkennt man sie?

 

Die ›Lange Nacht‹ wird ab 23:05 Uhr auch im Deutschlandfunk gesendet.

 

 

Sonntag, 23. Oktober 2016

 

Essay und Diskurs  •  09:30 – 10:00 Uhr  •  Deutschlandfunk

Präsidentschaftswahlen in den USA (3/4)

Sozialismus: Eine amerikanische Tradition?

Von Jan-Werner Müller

(Teil 4 am 30.10.16)

Trump ist nicht das einzige große Rätsel des amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes: Das andere ist Bernie Sanders. Wie konnte ein Politiker, der sich selbst als ›demokratischer Sozialist‹ bezeichnet, so weit kommen in einem Land, das sich von seinen Gründungsideen vermeintlich als Antithese kollektivistischer Ideen versteht? Der Beitrag zeigt, dass es, ganz anders als in Europa dargestellt, einflussreiche linke Traditionen gibt, an die Sanders anknüpfen konnte. Zudem hat Occupy Wall Street tiefe Spuren in der politischen Kultur hinterlassen. Sogar europäische Sozialdemokraten könnten von dieser überraschenden Wiedergeburt der amerikanischen Linken noch etwas lernen. Jan-Werner Müller, geboren 1970, ist Professor am Department of Politics der Princeton University und derzeit Visiting Fellow am Institut für die Wissenschaften vom Menschen in Wien. Er veröffentlicht regelmäßig Artikel zum aktuellen politischen Zeitgeschehen.

 

Kakadu für Frühaufsteher  •  07:30 – 08:00 Uhr  •  Deutschlandradio Kultur

Erzähltag

Meine Mama kann nicht lesen

Von Jenny Reinhardt

Gelesen von Inga Busch

DKultur 2013

Moderation: Tim Wiese

Mathilde verstand zunächst nicht, warum ihre Mutter sich so freute, dass sie in der ersten Klasse beim Lesenlernen so schnell solche Fortschritte machte. Bis sie begreift, dass ihre Mutter selbst nicht lesen und schreiben kann. Doch dass Mathilde ihrer Mutter nun alles vorlesen solle, ist ihrer Meinung nach nicht der richtige Ausweg. Mama muss selbst lesen und schreiben können. Doch das geht nicht so leicht, wie Mathilde sich das vorstellt. Mama fällt das Lernen viel schwerer als ihr. Und dann ist da ja auch noch Ludwig, der neue Freund ihrer Mutter, der von all diesen Problemen nichts weiß.

 

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