Hörfunktipps KW 17 Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen
Montag, 24. April 2017
Musik-Panorama • 21:05 – 22:50 Uhr • Deutschlandfunk
Papa Haydn im neuen Klanggewand
Klavierkonzerte von Joseph Haydn bearbeitet für Akkordeon und Orchester
Viviane Chassot, Akkordeon
Kammerorchester Basel
Leitung: Yuki Kasai
Am Mikrofon: Sylvia Systermans
Joseph Haydn ist der Komponist, der ihr von allen der nächste ist. Viviane Chassot liebt den kauzigen Humor, die Doppelbödigkeit und pralle Lebenslust seiner Musik. Und sie ist überzeugt, Haydn hätte auch für Akkordeon geschrieben, wenn es das Instrument seinerzeit schon gegeben hätte. Schließlich komponierte Haydn für verschiedenste Tasteninstrumente und experimentierte gerne mit Klängen und Gattungen. Da hat das moderne Akkordeon mit seinem formbaren Ton einiges zu bieten. Auf ihrer neuesten CD erweist Viviane Chassot ihrem Lieblingskomponisten die Ehre. Mit dem Kammerorchester Basel spielte die Schweizerin als Deutschlandfunkproduktion Klavierkonzerte von Joseph Haydn ein, in Bearbeitungen für Akkordeon und Orchester.
Zeitfragen. Feature • 19:30 – 20:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
»Ewig kann’s nicht Winter sein«
Wenn Lieder politisch sind
Von Thomas Klug
»Ewig kann’s nicht Winter sein« – die Moorsoldaten haben es schon gewusst. Lieder verbreiten sich schneller als Bücher. Lieder erzeugen schneller Gefühle und lassen sich gemeinsam singen. Generationen sind mit Liedern aufgewachsen, die als politische Analyse und Handlungsanweisung zugleich verstanden werden konnten. Richtig populär werden politische Lieder oft in Verbindung mit Ereignissen, zum Beispiel wenn es darum geht, Kriege zu beenden. Demokratische Alltagsarbeit bei parlamentarischen Debatten ist wenig geeignet, um Hymnen einer Bewegung hervorzubringen. Vielleicht liegt es daran, dass es um die politischen Lieder ruhiger geworden ist – und daran, dass Konstantin Wecker und Hannes Wader auch schon älter sind. Politische Lieder gibt es dennoch, nur hat sich ihre Form verändert: Die Klampfe in der Hand ist nicht mehr der Ausweis des politischen Liedermachers.
In Concert • 20:03 – 21:30 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Volkshaus Jena
Johanna Borchert
›Symphonic Songs and Sounds‹
Johanna Borchert, Gesang/ Klavier/Orgel/Electronics
Jenaer Philharmonie
Grenzbereiche ausloten, Genregrenzen aufbrechen, Musik in zeitloser Brisanz erstrahlen lassen: Johanna Borchert ist bekannt für ihre Experimentierfreude und Spontaneität, wenn es darum geht, neue musikalische Wege und Ausdrucksmöglichkeiten zu suchen und auszuprobieren. Dies waren Gründe genug, dass die Jenaer Philharmonie die Jazzpianistin, Sängerin und Komponistin einlud, ein gemeinsames Konzert im Rahmen ihrer ›Freunden des Besonderen und Außergewöhnlichen‹ gewidmeten B-Reihe zu geben. So kamen im Volkshaus Jena unter dem Motto ›Symphonic Songs and Sounds‹ Kompositionen von Johanna Borchert und Héctor Moro zur Aufführung, die als jazz-poetische Klangreise Elemente von Jazz, Pop, sowie elektronischer, Neuer und Improvisierter Musik vereinten.
Dienstag, 25. April 2017
Das Feature • 19:15 – 20:00 Uhr • Deutschlandfunk
Wahrheitsmensch und tanzender Messias
Die Hochkonjunktur der Inflationsheiligen
Von Robert Schurz
DLF 2010
Wer kennt heute noch einen Louis Häusser, einen Leonhard Stark, einen Max Schulze-Sölde oder einen Friedrich Muck-Lamberty? Und doch sind vor 90 Jahren Tausende diesen Wanderpropheten nachgelaufen, haben ergriffen ihren meist recht wirren, aber gewaltigen Worten gelauscht und waren bereit, ihre Existenz aufzugeben. Einer zog mit einer großen Schar durch Mitteldeutschland und brachte ganze Dörfer zum Tanzen, ein anderer kandidierte bei der Reichstagswahl und brachte es auf zigtausend Stimmen. Das Feature stellt zwei dieser Gurus aus Urgroßvaters Zeiten vor und versucht, die Umstände ihrer Erfolge und ihres Niedergangs zu klären. In historischen Aufnahmen kommen Zeugen dieser Zeit und sogar ein Inflationsheiliger selbst zu Wort.
Alte Musik • 22:00 – 22:30 Uhr • Deutschlandradio Kultur
»gar oft geflickte Musiken«
Machte sich Carl Philipp Emanuel Bach des Plagiats schuldig?
Von Wolfram Enßlin
Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788) gilt vielen bis heute als Prototyp eines musikalischen Originalgenies, in erster Linie begründet durch seine herausragende Stellung als Komponist und Virtuose. Umso erstaunlicher mag es erscheinen, dass dieselbe Person in der Funktion als Musikdirektor der fünf Hamburger Hauptkirchen 20 Jahre lang nicht nur im großen Maße fremde Kompositionen zur Aufführung brachte, sondern sie häufig mit selbstkomponierten Stücken vermischte und bearbeitete, dass der Zuhörer am Ende gar nicht mehr wusste, wessen Musik er im Gottesdienst gerade hörte. In einem fiktiven Gerichtsprozess muss sich Carl Philipp Emanuel Bach des Plagiatvorwurfs erwehren.
Mittwoch, 26. April 2017
Spielweisen • 22:05 – 22:50 Uhr • Deutschlandfunk
Auswärtsspiel – Konzerte aus Europa
Festival Nits de Clàssica in Girona
Werke von Antonio Soler, Héctor Parra und Enrique Granados
Am Mikrofon: Christiane Lehnigk
Das Festival der Nächte der Klassischen Musik in Katalonien wurde 2012 ins Leben gerufen und dauert rund drei Wochen lang. Dabei ist der Begriff weit gefasst, und es gastieren dort auch viele renommierte Künstler aus dem Bereich der Alten Musik. So war der aus Galizien stammende Diego Ares einer von drei Cembalisten, die beim Festival im vorigen Jahr auftraten. Er spielte eine Auswahl aus der Sammlung von rund 300 virtuosen Solosonaten des katalanischen Komponisten Antonio Soler. Spanische Komponisten standen ebenso beim Konzert des jungen spanischen Pianisten José Menor auf dem Programm. Enrique Granados wiederum orientierte sich in seiner Klaviersuite ›Goyescas‹ von 1911 an Werken eines darstellenden Künstlers, hier war das Vorbild Francisco de Goya.
Feature • 00:05 – 01:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Gartenglück
Die Gartenbranche wächst und gedeiht
Von Heike Sicconi
WDR 2016/53’09
Die deutschen Hobbygärtner geben im Jahr rund 18 Milliarden Euro für Pflanzen, Gartenmöbel und Zubehör aus – ein wahrhaft wachsender Markt. High-Tech-Anhänger lieben verkabelte Gartenlandschaften und steuern per Tastendruck Wasserfälle. Selbstversorger bauen auf Mietäckern Mangold und Biomöhren an. Easy Gardener lieben das pflegeleichte Gartenparadies und Freunde der Sharing Economy nehmen herrenlose Obstbäume ins Visier. Die Branche reagiert mit Sprechstunden bei Pflanzendoktoren, fair produzierten Geranien und elektrobetriebenen Mährobotern.
Donnerstag, 27. April 2017
Historische Aufnahmen • 22:05 – 22:50 Uhr • Deutschlandfunk
Wiener Operettenträume
Der Komponist Carl Millöcker (1842–1899)
Am Mikrofon: Norbert Hornig
Carl Millöcker gehört mit Johann Strauß und Franz von Suppé zum Dreigestirn der klassischen Wiener Operette. Millöcker sollte eigentlich die Goldschmiedewerkstatt seines Vaters in Wien übernehmen. Er folgte jedoch seinen musikalischen Neigungen und studierte Flöte am Wiener Konservatorium. Gefördert von Franz von Suppé wurde Millöcker Kapellmeister in Graz, wo 1865 auch seine ersten Operetten-Einakter aufgeführt wurden. Als Kapellmeister in Budapest und am Theater an der Wien sammelte er weitere Erfahrungen am Musiktheater, bevor er sich ganz dem Komponieren von Operetten widmete. Die Uraufführung von Millöckers Meisterwerk ›Der Bettelstudent‹ im Theater an der Wien gehörte zu den glanzvollen Ereignissen des Wiener Operettenzeitalters. In Ausschnitten aus frühen Einspielungen seiner bekanntesten Operetten erinnert die Sendung an den 175. Geburtstag des Komponisten.
Konzert • 20:03 – 22:30 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Live aus der Philharmonie Berlin
Die Musiker der spectrum concerts wurden oft als Wundertruppe, als Schatz- und Ausgräber und vor allen Dingen als Entdecker charakterisiert – das trifft es gut. Spectrum concerts Berlin ist ein offenes Projekt, das auf Begegnung zielt und eine ständige Repertoireerweiterung bietet. Unbekannte, ungewöhnliche Werke und Komponisten sollen in besonderen Konstellationen aufeinander treffen. Als offenes Ensemble kann Spectrum in jedem Programm mit verschiedenen Besetzungen auftreten. Die Programmgestaltung gewinnt dadurch größere Flexibilität und inhaltliche Dichte als bei Ensembles, die nur in einer gleichbleibenden Zusammensetzung spielen.
Freitag, 28. April 2017
Das Feature • 20:10 – 21:00 Uhr • Deutschlandfunk
Wer sind die Millenials?
Eine Suche in der Kunst
Von Jörg Heiser
DLF 2017
Die Millenials sind diejenigen, die pubertierten, als der 11. September geschah, geboren Mitte der 80er-Jahre. Und wie ticken die Millenials? Das Feature sucht nach Antwort in der zeitgenössischen Kunst. Denn spätestens, seit der Berlin Biennale 2016, die die internet-affinen Millenials dominierten, steht die Behauptung im Raum: Diese Generation macht etwas grundsätzlich anders. Ihre Kunst ist weder kritisch noch anpasserisch – sie ist subversiv. So führt die Suche nach den Millenials in Berliner Ateliers, in Galerien und Büros. Die Millenials behaupten: Sie sind Avantgarde, sie sind vorn, und nur, wer selbst dazu gehört, kapiert das auch. Jörg Heiser streift durch Berlin und castet beispielhafte Vertreter dieser Generation.
Zeitfragen. Literatur • 19:30 – 20:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Am Rand der Mitte
Belgrader Autorinnen und Autoren zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Von Siegfried Ressel
Dass Belgrad nicht zur EU gehört, merkt man vor allem daran, dass in den Bars und Cafés der Stadt wie eh und je geraucht wird. Wo keine Europäische Union ist, gibt es auch keine Brüsseler Verordnungen. Dennoch ist die serbische Hauptstadt durch und durch europäisch: Sie erinnert an Wien, an Budapest, an Paris. Ihr Sound gleicht der Kakofonie einer jeden Metropole zwischen Atlantik und Schwarzem Meer. Und dennoch ist Belgrad anders: Das Trauma des Bürgerkriegs, die Milosevic-Jahre und die Bombardierung durch die NATO haben Wunden gerissen, Beziehungen zerstört und Identitäten infrage gestellt. Man will zur Mitte Europas und irgendwie dazugehören, verharrt aber am Rand. Davon erzählen Jelena Volic, Milena Markovic, Vladimir Kecmanovic und David Albahari.
Samstag, 29. April 2017
Lange Nacht • 23:05 – 02:00 Uhr • Deutschlandfunk
Ich bin der Eidechsenkönig – ich kann alles
Die Lange Nacht von Jim Morrison und den Doors
Von Tom Noga
Mit ihrer Mischung aus Jazz und Rock waren die Doors eine der schillerndsten Bands der 60er-Jahre. Und doch waren sie nichts ohne ihren Sänger. Jim Morrison (1943–1971) begriff sich als Dichter, seine Texte als Poesie. Er hatte sich einem ehrgeizigen Projekt verschrieben: Er wollte den Indianer in sich erwecken, sich dem Unbewussten öffnen, zwischen der Welt des Realen und der des Imaginären pendeln. Vier Jahre dauert die Karriere der Doors, vom ersten Album im Jahr 1967 bis zu Morrisons Tod in der Badewanne einer Pariser Mietwohnung. Vier Jahre, in denen die Doors großartige Songs einspielten, zahlreiche Skandale auslösten und zuletzt immer mehr zerfielen.
Feature • 18:05 – 19:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Sonne, Mond und Sterne oder Auch Laternen können mehr als Licht
Von Nora Bauer
DKultur 2017/ca. 54′
(Ursendung)
LED-Beleuchtungskörper sind extrem langlebig, wartungsarm und reduzieren den CO2-Ausstoß. Weltweit haben Städte und Kommunen begonnen, die Straßen damit zu beleuchten. Aber die neuen Laternen können noch viel mehr: Über Sensoren sammeln sie Wetter- und Verkehrsdaten, Video- und Audiosignale. Per WLAN sind die Lampen untereinander und mit einem Rechner verbunden. Ein globales Datennetzwerk entsteht mit Möglichkeiten, die Geheimdienstsysteme wie Prism oder XKeyscore bei weitem übersteigen. Wem gehören die gewonnenen Daten? Wer handelt mit ihnen? Wer hat ein Interesse daran, sie zu lesen?
Sonntag, 30. April 2017
Freistil • 20:05 – 21:00 Uhr • Deutschlandfunk
Von bösen Stiefmüttern und guten Co-Vätern
Geschichten aus dem Patchwork-Glück
Von Jenny Hoch
DLF 2017
Zu Zeiten der Brüder Grimm war noch klar, was von Stiefmüttern zu halten ist. Heute lebt bereits jede zehnte Familie in Deutschland in einer modernen Patchwork-Konstellation. Egal ob hetero- oder homosexuell: Frauen und Männer trennen sich heute viel schneller und gehen neue Partnerschaften ein, den Nachwuchs immer im Schlepptau. Das Feature erzählt von modernen Stiefmüttern und Stiefvätern in wechselnden Konstellationen – und damit von großen Gefühlen und kleinen Geldbeuteln, von Liebe, Solidarität und Enttäuschungen. Dabei soll jede Perspektive zu ihrem Recht kommen.
Hörspiel • 18:30 – 20:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Barsach
Von Mudar Alhaggi
DKultur 2017/ca. 70′
(Ursendung)
»Warum wir? Welchen Fehler haben wir gemacht, dass wir so hart bestraft werden?« Nach den ersten Toten in der syrischen Revolution beschäftigen diese Fragen den syrischen Autor Mudar Alhaggi. Ende 2015 flieht er zunächst nach Beirut, dann nach Deutschland und findet sich in einem Flüchtlingsheim in Thüringen wieder. Alhaggi versucht den Erinnerungen zu entfliehen und ist doch umringt von Geschichten vom Schrecken des Krieges, Katastrophen im Meer und dem Trauma der Migration. Er liest B. Travens ›Totenschiff‹ und findet Parallelen zur eigenen Geschichte. Traurig, tragisch und absurd.