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„Good things happen slowly“ Der Pianist Fred Hersch

Bereits mit vier Jahren begann Fred Hersch kleine Fernsehmelodien nachzuklimpern. Es folgte jahrelanger Klassikunterricht, bis er mit 17 den Jazz entdeckte und ihm verfiel. Mit Üben hatte er es nicht so. Das Improvisieren lag ihm dagegen im Blut. Der Junge aus Cincinnati zog zum Jazzstudium erst nach Boston, dann ins Jazzmekka New York. Man erkannte rasch sein Talent.

Mit Johannes Kaiser

Schon bald spielte er jeden Abend als Sideman in irgendeinem Club. Jazzstars wie Art Farmer oder Joe Henderson holten ihn sich in ihre Bands.

Bewegtes Leben

Es waren aber nicht nur musikalisch aufregende Zeiten. In New York konnte Fred Hersch erstmal seine Homosexualität bewusst ausleben. Er fing an, selbst zu komponieren, musste allerdings Jahre warten, bis ihn eine Plattenfirma unter Vertrag nahm. Mit 30 nahm er eine erste eigene Platte auf. Zur selben Zeit erfuhr er, dass er Aids hat. Im Bewusstsein, jedes Album könnte das letzte sein, produzierte er in den folgenden Jahren zahlreiche Platten mit Eigenkompositionen sowie Coverversionen von Broadway Musik bis zu Poptiteln. Außerdem spielte er eine Reihe von Soloalben ein. Er wollte ein musikalisches Vermächtnis hinterlassen. Eine Blutvergiftung nach einer Lungenentzündung brachte ihn 2008 fast um. Wieder genesen spielt er besser als jemals zuvor. Zumindest schreibt er das in seiner Autobiographie ‚Good things happen slowly‘.

In der Tat: seine Musik hat sich über die Jahre weiterentwickelt und ist immer reifer und eigenständiger geworden. Keine Frage: Fred Hersch ist heute einer der besten amerikanischen Jazzpianisten.


© NDRInfo, Jazz Special, 4.5.2018

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