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„Gianmaria Testa“ Bauernsohn, Stationsvorstand und Cantautore. Feature von Eva Schobel

Gianmaria Testa wird 1958 in der Nähe von Cuneo im Piemont geboren. Seine Eltern sind Viehbauern, es gibt ein paar Kühe und Schweine. Man ist nicht arm, lebt aber autark und sehr bescheiden. 

Gianmaria soll als Ältester irgendwann den Hof übernehmen. Aber er bringt es nicht übers Herz, Tiere zu schlachten und ist so gut in der Schule, dass er nach dem mittleren Abschluss weitermachen darf. Als er 13 ist, schenkt ihm der Vater eine Gitarre, Gianmaria beginnt zu komponieren und zu schreiben.

Nach der Matura studiert er Jus, weil er die Welt gerechter machen will, aber als er sein Studium nicht mehr finanzieren kann, landet er für mehr als 20 Jahre als Stationsvorstand bei der Bahn und komponiert in seiner Freizeit. Mit Mitte 30 gewinnt er im Nachwuchswettbewerb für Cantautori und wird von einer französischen Produzentin entdeckt. 1997 findet er sich zu seiner eigenen Überraschung im Olympia wieder, der legendären Music-Hall von Paris. Das Publikum jubelt und die französische Presse feiert den Sänger mit der dunklen Stimme. Das ist der internationale Durchbruch.

Testas Themen sind die Stadt, das Meer, die Einsamkeit, die Immigranten, die Zeit und natürlich die Liebe. Seine Stärke sind seine suggestiven Texte und der intime Kontakt mit dem Publikum. Deshalb tritt er am liebsten im kleinen Rahmen auf, obwohl er auch in die großen Konzertsäle der Welt eingeladen wird. Eva Schobel hat er, zwei Jahre vor seinem Tod, an seinem Lieblingsort in den piemontesischen Weinbergen aus seinem Leben und von seinen Liedern erzählt.


© Ö1, Hörbilder Spezial, 11.6.2020

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