Musiktipps

Gastbeitrag: Kai Weber und das Moers Festival 20109/2020 als Datenbank und das Projekt „Coding Da Vinci“

Während des diesjährigen Moers-Festival-Streams, bei dem ich nicht nur den Videostream von ARTE, sondern auch meinen Twitter-Stream mit den Hashtags zum Festival verfolgt habe, kam ich ins Gespräch mit Lennart Fischer, dem Entwickler der Moers-App für Mobilgeräte. Er hatte die Daten zu den einzelnen Konzerten der Moers-Festival-Jahrgänge 2019 und 2020 über eine API ins Netz gestellt, d. h. in Form von Rohdaten, die man sich als Programmierer ziehen kann und die man dann in eigene Anwendungen einbetten kann.

Moers Festival 2020/2019

Es gibt inzwischen eine ganze Szene, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, Kulturdaten offen bereitzustellen und Anwendungen für diese Daten zu programmieren. Das läuft z. B. unter dem Titel Coding Da Vinci (siehe https://codingdavinci.de/). Damit bewiesen ist, dass das offene Bereitstellen von Kulturdaten kein Selbstzweck ist, sondern wirklich auch Dritte dazu verleitet werden, damit etwas neu aufzubauen, gibt es in dieser Szene sogenannte Hackathons, bei der häufig tolle Visualisierungen und andere Anwendungen herauskommen. Ich habe an so etwas noch nie teilgenommen, aber diese Szene mit Interesse und Wohlwollen beobachtet, und war deshalb spontan Feuer und Flamme als ich erfuhr, dass ich die Daten meines Lieblingsfestivals genau in einem solchen Rahmen erhalten kann.

Nun konnte ich mal etwas Konkretes mit Kulturdaten tun und damit zeigen, dass ich mehr als nur ein wohlwollender Beobachter der Offene-Kulturdaten-Szene sein kann.
Mir geht es zudem häufig so, dass ich allein mit dem Lesen von Bandnamen oder Bandleadern nicht zufrieden bin, wenn es um Musikalben oder Konzerte geht. Ich will wissen, wer alles mitspielt, und umgekehrt möchte ich mir einzelne Musiker:innen herauspicken können, um dann nachzusehen, in welche Kontexte sie sich so begeben haben. Die offiziellen Moers-Daten (sowohl auf der Festivalhomepage als auch in den offenen Daten der App) stellen immer den Konzerttitel in den Vordergrund, und geben die jeweiligen Line-Ups dann im Beschreibungstext.

Ich habe auf meiner Website den Zugang nun umgedreht: Bei mir stehen die Einzelkünstler:innen im Mittelpunkt. Zu jeder Künstlerin und jedem Künstler gibt es einen Tabelleneintrag mit Angabe der gespielten Instrumente, der Auftritte, an denen sie teilgenommen haben, und weiterführende, zumindest oberflächlich von mir geprüfte Links mit weiteren Infos zu den Künstler:innen. Über die Filterfunktion kann man sich wiederum Lineups bestimmter Konzerte zusammensuchen, und – so zumindest die Idealvorstellung – nach bestimmten Instrumenten filtern. Gerade an diesem Beispiel sieht man aber auch, dass da noch einiges zu tun ist, denn die Instrumentenkürzel, die die Redaktion der Moerser Festivaldaten verwendet, sind nicht eindeutig, da wird der Bass mal mit b und mal mit bs abgekürzt und so weiter. Einer der vielen Verbesserungswünsche, die ich selbst an meine eigene Seite noch habe, wäre also z. B. eine Vereinheitlichung der Instrumentenangaben.

Die wichtigsten nächsten Schritte sind aber erst einmal: Vervollständigen der Links für die Auftretenden der Jahre 2019 und 2020, dann anschließend Integration der historischen Festivaldaten, die noch nicht in der offenen Datenschnittstelle des Festivals selbst enthalten sind, sondern per Copy+Paste von der Website übernommen werden müssen.

Und schließlich wäre es natürlich auch wichtig, dass ich die durch mich angereicherten Daten auch wieder anderen Entwickler:innen über eine API zur Verfügung stelle, damit sie nicht nur auf meinem Webserver begraben sind. Und ansonsten mache ich mit der Seite auch alles, was mir sonst noch so Spaß macht, z. B. die Bereitstellung der Seite in verschiedenen Sprachen. Diejenigen Sprachen, die ich gerade so bis einigermaßen passabel beherrsche, sind als Benutzersprachen für die Website schon umgesetzt.

Interessant fände ich auch, aufgrund der geografischen Nähe des Festivals zu den Niederlanden, auch noch eine Übersetzung ins Niederländische, das ich aber selbst nicht kann. Vielleicht findet sich ja unter den Leser:innen des Radiohörer-Blogs jemand, der hier mithelfen könnte?

© Text und Links: Kai Weber

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