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Französische Literatur am Abgrund „Gewalt schreiben“

Gewalt hat immer eine gesellschaftliche Facette. Das Reden und das Schreiben über Gewalt damit auch. Dieser Gedanke soll ein roter Faden sein durch die Erzählungen von einer verletzten Gesellschaft. Wenn der Schmerz, den die Autorinnen und Autoren beschreiben, eine Wahrheit schafft, was sagt das dann über das Frankreich heute?

Von Judith Heitkamp

Er überlebt einen Mordversuch.
Sie ermordet zwei Kleinkinder.
Er hat schon immer von einer Waffe geträumt.
Er schluckt Glasscherben.

Édouard Louis erzählt die Geschichte einer Vergewaltigung, seiner eigenen. Goncourt-Preisträgerin Leila Slimani lässt eine Kinderfrau Amok laufen. Sorj Chalandon richtet die Waffe auf den eigenen Vater. Pascale Kramer fragt sich, wieso ein Intellektueller erst zum rechten Gedankengut überläuft und sich dann mit Glasscherben umbringt. Virginie Despentes schickt ihre Protagonisten durch die Wirtschaftskrise. Delphine de Vigan erlebt die feindliche Übernahme der Fiktion durch die Realität. Und die Kriegsreporterin Anne Nivat berichtet jetzt aus einem neuen Frontgebiet: Frankreich.

Gewalt hat immer eine gesellschaftliche Facette. Das Reden und das Schreiben über Gewalt damit auch. Dieser Gedanke soll ein roter Faden sein durch die Erzählungen von einer verletzten Gesellschaft. Wenn der Schmerz, den die Autorinnen und Autoren beschreiben, eine Wahrheit schafft, was sagt das dann über das Frankreich heute? Gewalt schreiben, um sie zu überwinden? Um Distanz zu wahren? Um Distanz nicht mehr zu erlauben? Um das hysterische Gerede vom „Kriegszustand“ endlich zu beenden? In dieser Sendung kommen die Autorinnen und Autoren selbst zu Wort. Nachrichten aus einem Land, das sich selbst am Abgrund sieht.

© Bayern 2, Nachtstudio, 10.11.2017

 

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