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„Flow my Tears“ – Aspekte des Melancholischen in der Musik

Von Raphael Smarzoch

Musik und Melancholie gehen seit jeher eine innige Verbindung miteinander ein. Sagt man doch der Musik nach, melancholische Gemütsstimmungen hervorrufen zu können und gleichzeitig auch ein wirksames Heilmittel gegen sie zu sein. Widersprüchliches vereint sich im Melancholischen: Bittersüßes und Düsteres, Genie und Wahnsinn, schöpferisches Potential und selbstzerstörerischer Todestrieb, Hoffnung und Verzweiflung. Melancholische Musik handelt von Trauer und Verlust, verarbeitet Erfahrungen von Heimweh und Exil und manifestiert sich in Nachtstücken, Elegien und Trauermärschen. Sie kann ein Sinnbild für politische Klimata und die Lebensbedingungen ihrer Komponisten sein, an Verlorenes und Unwiederbringliches erinnern, aber auch Trost und Zuversicht spenden. Man hört sie durch alle Epochen hindurch, etwa in den Lamenti von John Dowland, in Franz Schuberts „Winterreise“ oder Morton Feldmans kontemplativer Musik. Melancholisch geht es in den elektroakustischen Zerfallsstudien von Jim Haynes, der Schleifenmusik von William Basinski und bei dem amerikanischen Klangforscher Jason Lescalleet zu, der in der Arbeit „The Pilgrim“ mit Fieldrecordings vom Totenbett seines Vaters musiziert. Raphael Smarzoch geht für SWR2 JetztMusik auf Spurensuche nach dem Melancholischen in der Neuen Musik.

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