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Feature: Ich höre die Bäume – Klang und Musik bei Joseph Beuys Von Michael Arntz

Joseph Beuys ist einer der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Wenig bekannt ist, dass Klang und Musik genauso zu seinem Schaffen gehören wie Fett und Filz. Wie also klingt Joseph Beuys?

Im 1968 entstandenen „ja ja ja ja ja – nee nee nee nee nee“ wird eine zufällig aufgeschnappte Phrase zur Basis einer einstündigen Rezitation, die das gesprochene Wort in litaneihafte Musik verwandelt. Ein in Filz eingenähter Konzertflügel steht im Zentrum der Aktion „Infiltration homogen für Konzertflügel“ von 1966. Obwohl kein Klavierton hörbar ist, glaubt Beuys an einen physikalisch nicht messbaren „Innenton“, der Tieren und Menschen gleichermaßen eigen sei. Und auch die für Beuys typischen Klanglaute „ö ö“, die er mit dem Röhren eines Hirsches vergleicht, finden sich mehrfach in seinen Aktionen. Eng arbeitet er mit Komponisten wie Henning Christiansen und Nam June Paik zusammen.

Die Wurzeln seiner Musik, so war Beuys überzeugt, sollten in der Zukunft liegen, im Sinne einer „Wirkung vor der Ursache“. Die bisher kaum zugänglichen Aufnahmen seiner Aktionen machen hörbar, wie eine Musik klingen könnte, die aus der Zukunft kommt und sich den historischen Kausalitäten zu entziehen versucht.

Ich höre die Bäume – Klang und Musik bei Joseph Beuys Von Michael Arntz

Von Michael Arntz
Redaktion: Leslie Rosin
Produktion: WDR 2019

© WDR 3, Kulturfeature,17.11.2019

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