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„F for Fake“ Vom Verschwinden der Wirklichkeit Mit Markus Metz und Georg Seeßlen

In „Rogue One“ hat ein Schauspieler einen großen Auftritt, der schon seit über zwanzig Jahren tot ist: Peter Cushing wurde wiederbelebt durch ein digitales Sampling aller seiner früheren Filmaufnahmen.

Mit Markus Metz und Georg Seeßlen

Firmen arbeiten an einer Art Photoshop für Sprachdateien: Die Software kann aus wenigen Minuten originaler Sprachaufnahme die Stimme jedes Menschen imitieren und damit frei formulieren. Tote oder lebende Politiker könnten so wundervolle Reden halten, die nie über ihre wirklichen Lippen gekommen sind. Im amerikanischen Präsidenten-Wahlkampf scheinen „Fake News“, die gezielt von verschiedenen Seiten in die medialen Kreisläufe gespeist wurden, zum ersten Mal eine entscheidende Rolle gespielt zu haben. Und nun gehört es offensichtlich sogar zum Regierungsstil, alles als „Fake News“ abzutun, was dem eigenen Weltbild widerspricht.

Unsere Vorstellung von einer materiellen, äußeren Wirklichkeit, auf die wir uns alle am Ende beziehen, auch wenn die Wahrnehmung noch so getrübt und der Blick noch so parteiisch ist, scheint dahin zu sein. Ein „Faktencheck“ überzeugt die Empfänger von „Fake News“ genau so wenig, wie eingeschworene Fans davon, dass ein Schauspielerspielerwechsel der Continuity nicht wirklich schadet. Die Abschaffung der Wirklichkeit ist einfach zu verführerisch.

Kann es ein Projekt geben, das uns, vielleicht in einer zweiten Aufklärung, zurück zur Wirklichkeit führt? Vielleicht indem wir uns strikte, humanistische Regeln im Umgang mit der künstlichen Realität auferlegen? Oder muss man sich daran gewöhnen, in einer Art von Reality-Matrix zu leben, in der wir ganz andere Kriterien für Semantik und Information entwickeln müssen?

© Bayern 2, Nachtstudio , 6.3.2018

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