Essay: „Ich könnt‘ heulen“ Vom deutschen Schlager
Man mag von Helene Fischer halten, was man will – sie ist die derzeitige Ikone des deutschen Schlagers – obwohl es den eigentlich gar nicht mehr gibt. Natürlich hat er noch Fans, der Schlager, das Kassieren läuft noch. Aber seine gesellschaftliche Bedeutung ist marginalisiert.
Von Wolfgang Buschlinger
Über die Jahre hinweg ist der deutsche Schlager sang- und klanglos zum peinlichen Discofox-Nischenprodukt mit Eventcharakter für die Schmuddelecke geworden, verendet zwischen Après-Ski und Ballermann. Vorbei sind die Zeiten, in denen er – immerhin von Adorno! verachtet und nicht von Böhmermann verhöhnt – zum Bürgertum gehörte wie das eigene Häuschen und der VW Golf.
Michael Holm und Udo Jürgens waren immer Mitte der Gesellschaft, Helene Fischer ist nur noch Rand … Wo bist du hingekommen, deutscher Schlager? Spurensuche tut not, auch wenn sie Trauerarbeit ist.
© SWR 2, Essay, 18.9.2017