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Ein Trompeter ohne Trompete: Sidney Bechet

Der Schweizer Dirigent Ernest Ansermet sah in ihm schon 1919 ein Genie – da kannte noch niemand einen Louis ArmstrongSidney Bechet erlebte viele Höhen und Tiefen, doch am Ende seines Lebens feierte man ihn in Frankreich wie einen Popstar. Man nannte ihn ehrfürchtig Le Dieu.

Mit Hans-Jürgen Schaal

Bechet war wahrscheinlich der erste Jazzmusiker, der ein eigenes Konzept als Solist entwickelte. Weil er mit der leisen Klarinette aber nur schwer durchdrang, besorgte er sich bereits 1919 ein Sopransaxofon. Damit konnte er wie ein Kornettspieler die Führungsrolle im Ensemble übernehmen – der Kritiker Rudy Blesh nannte ihn deshalb einen „Trompeter ohne Trompete“. Mit seinem expressiven, kreolischen Spiel setzte er sich in New York zunächst nicht durch. Bis 1930 gastierte er daher viel im Ausland, nicht nur in LondonParis oder Berlin, sondern sogar in Moskau, Kairo und Istanbul. Ende der 1930er Jahre wurde er zu einer Symbolfigur des Oldtime-Revivals und verhalf der Plattenfirma Blue Note zu ihrem ersten Hit. Beim Jazzfestival in Paris 1949 war nicht Charlie Parker oder Miles Davis der große Star, sondern er: Sidney Bechet.

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© WDR 3, Jazz & World, 2.3.2018

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