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Dur-Klänge und widerständiges Potenzial Nachdenken über Krzysztof Penderecki (1933-2020)

Umstritten der Beginn in den 60er-Jahren: Klang- und Geräuschkompositionen, die neue Dimensionen eröffneten, Skandale, protestierende Orchestermusiker: „De natura sonoris”, „Threnos”, „Anaklasis”. Die Titel sind noch immer geläufig, die Stücke inzwischen nur mehr selten zu hören. 

Von Ingo Dorfmüller

Häufiger erklingen heute Pendereckis Solokonzerte, prominenten Solisten zugedacht, oder die großen sinfonischen und oratorischen Werke: Sie zeigen – wie die Werke so vieler polnischer Komponisten seit mehr als 40 Jahren – eine Hinwendung zu national-religiösen Thematiken und nachromantischen oder neoklassizistischen Tonfällen. Geradezu emblematisch steht dafür die zweite Sinfonie, die „Weihnachtssinfonie” mit ihren nostalgischen Anklängen an „Stille Nacht”. Als Komponist der Gegenwart schien sich Penderecki zu verabschieden, dafür hatte er nun das Ohr des großen Publikums. Aber stimmt diese Wahrnehmung, gibt es nicht doch auch eine Kontinuität? Endete nicht schon die seinerzeit revolutionäre „Lukas-Passion” mit einem strahlenden E-Dur-Dreiklang? Bergen nicht andererseits auch spätere Werke – etwa die Opern „Die schwarze Maske” und „Ubu Rex” – widerständiges Potenzial?

© Deutschlandfunk, Atelier neuer Musik, 18.7.2020

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