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„Die Ratten von Paris“ Feature von Eric Bergkraut

Zwei Millionen Pariserinnen und Pariser teilen ihre Existenz mit zwei bis sechs Millionen Ratten. Man kann von einer Art Waffenstillstand sprechen. Solange die Ratte im weit verzweigten Untergrundsystem (den „Egouts“) bleibt und nur punktuell in der Tagwelt auftaucht, gibt sich der Mensch zufrieden.

Das Tier seinerseits findet in der Stadt unter der Stadt einen Lebensraum, der schlaraffenländische Züge haben muss: keine natürlichen Feinde (außer den Kanalarbeitern, die Gift auslegen), dafür Nahrung in Hülle und Fülle, bezogen aus den Abfällen, die Millionen Zweibeiner täglich hinterlassen. Aber das Gleichgewicht ist labil. Aus ungleichen Partnern können Todfeinde werden. Das zeigt ein Blick in die Geschichte, das zeigen die Ausflüge in die Kanalisation, in die Keller, Großküchen und Mansardenwohnungen von Paris, die der Autor zusammen mit dem Toningenieur Benedikt Bitzenhofer unternommen hat.

Das Feature „Die Ratten von Paris“ ist eine Reise in die Abgründe und Ambivalenzen der jahrhundertealten, wechselvollen Beziehung zwischen Mensch und Tier, deren Ausgang offen ist. Und auch eine Liebeserklärung an Paris. Was können ein paar Millionen Exemplare „rattus norvegicus“ dieser Stadt schon anhaben?



Die Ratten von Paris
Von Eric Bergkraut
Regie: Hein Bruehl
Mit: Veronika Bayer, Rudolf Debiel, Andrew Carnegie, Michelet Dominique, Volker Niederfahrenhorst, Guennadi Vengerov
Ton: Benedikt Bitzenhofer
Produktion: WDR 1995

© Deutschlandfunk, Feature, 27.3.2021

Eric Bergkraut, geboren 1957 in Paris. Schauspieler, Regisseur, Autor und Filmemacher. Für seinen Film „Letter to Anna“ über die ermordete russische Journalistin Anna Politkovskaja wurde er mit dem Vaclav-Havel-Preis ausgezeichnet. Zuletzt: „Paradies möcht ich nicht: Roman einer Familie“ (2019).

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