Nachhören

„Die Magnetin“ Musikbild einer gefährlichen Liebe

Von Dietmar Dath (Text) und Thomas Weber (Musik)

Mit: Christoph Franken, Friedrich Liechtenstein und Effi Rabsilber
Regie: Iris Drögekamp / Thomas Weber
Musik: Kammerflimmer Kollektief
(Produktion: SWR 2015)

© SWR 2, SWR2 ars acustica, 1.12.2015

 

Liebe ist sowieso nichts Irdisches, man kann sich also auch gleich in eine Göttin verlieben. Die Schwierigkeiten, die man sich so einhandelt, verlangen, dass man mit dem dritten Ohr hinhört – und wenn das Ewige auf Sendung geht, wird jeder Ton zum Segen, jeder Sound zum Gebet.

Drei Personen, zwei diesseitige, eine jenseitige. Die Unterschiede sind glasklar: Das Jenseits ist eine Frau. Die beiden Männer, die man ebenfalls sofort unterscheiden kann, weil der eine jung und ungeduldig ist, der andere alt und listig, scheinen klar verteilte Positionen einzunehmen: Kunde und Dienstleister, Suchender und Priester, Kranker und Arzt. In Wirklichkeit benutzt der eine den andern, und zwar im Auftrag des Jenseits. Drei gegen einen: Die vierte Figur in diesem Hörtheater ist die Musik persönlich, und am Ende ist sie es, die zeigt, dass Lügen religiös reichhaltiger und wichtiger ist als Beichten.

Die Geschichte geht, genau wie der Weltuntergang in jedem besseren Glauben, natürlich gut aus: Gerettet sind wir, wenn es uns in der gewohnten Form endlich nicht mehr gibt.

Dietmar Dath, geboren 1970 in Rheinfelden. Lebt als Schriftsteller, Übersetzer, Musiker und Publizist in Freiburg und Frankfurt. Er war verantwortlicher Redakteur des Magazins für Popkultur »Spex« (1998-2000) und ist Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (2001-2007 und wieder seit 2011). Dietmar Dath hat zahlreiche Romane, Theaterstücke, Sachbücher, Hörstücke und Gedichte veröffentlicht. Zuletzt erschienen: das gemeinsam mit Barbara Kirchner verfasste Sachbuch »Der Implex – Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee« (2012) und die Romane »Feldeváye« (2014) und »Venus siegt« (2015). Seine Romane »Die Abschaffung der Arten« und »Pulsarnacht« wurden 2009 und 2013 mit dem Kurd-Laßwitz-Preis in der Sparte »Bester deutschsprachiger Roman« ausgezeichnet. Zuletzt entstand in Zusammenarbeit mit Thomas Weber und Iris Drögekamp »Larissa – Oder: Sprich diesen Tod nicht aus« (SWR 2013).

Thomas Weber, geboren 1969 in Karlsruhe. Lebt und arbeitet in Karlsruhe und Tanger als Musiker und produziert, komponiert und improvisiert in akustischen und elektronischen Kontexten. Seit 1996 leitet er das Free-Form-Projekt »Kammerflimmer Kollektief«. Zahlreiche internationale Veröffentlichungen, Tourneen und Festivals. Außerdem Hörstücke, Filmmusiken und szenische Lesungen. Das Hörspiel »Ovale Fenster«, eine Zusammenarbeit mit Dietmar Dath und Volker Zander, wurde von der Akademie der Künste als Hörspiel des Monats April 2012 ausgezeichnet. Des Weiteren spielt Thomas Weber mit Dietmar Dath, Heike Aumüller und Johannes Frisch seit 2011 auch in der Avant-Rock-Band The Schwarzenbach. 2015 ist Weber gemeinsam mit Iris Drögekamp Artist-in-Residence in der Villa Kamogawa des Goethe-Instituts in Kyoto, Japan.