MusiktippsNachhören

Diary of Jazz #26: „Von den Fügungen des Zufalls“ Der Pianist Roberto Negro im Interview mit Karl Lippegaus

Köln, 12.03.2018 | Das Trio nennt sich DaDaDa. Ihr Pianist und Komponist Roberto Negro stammt aus Turin und verbrachte vierzehn Jahre seiner Kindheit in Kinshasa/Zaire, (fast) „ohne ein Wort in einer der Landessprachen zu lernen, aber mit klassischem Klavierunterricht.“ Der weithin gefeierte Sopransaxofonist Émile Parisien stammt aus Cahors/Südwestfrankreich und fand bei den Marsalis-Workshops in Marciac zum Jazz, er studierte am Konservatorium in Toulouse und formierte ein erstaunliches Quartett.

 

Als Dritter im Bunde begleitet der italienische Meister-Perkussionist Michele Rabbia die abenteuerliche Reise durch Roberto Negros fiktive Welten. Émile hatte Roberto zufällig bei der Einweihung einer Ausstellung des Malers Pierre Soulages, weltberühmt für seine schwarzen Bilder, in Lyon kennengelernt, worauf die gemeinsame Faszination für Ligeti den Ausschlag für die Gründung eines Trios gab.

Ihre CD „Saison 3“ stellt hohe Anforderungen an die Spieler, subtile Stimmungen zu treffen, präzise artikuliert wie ein diffiziler Schauspieler-Text. Eine unprätentiöse Leichtigkeit gehört zum Zauber dieses Chamber-Jazz. Anders als der Titel vermuten ließe, geht es nicht um eine weitere Erkundung der Dada-Welten Tristan Tzaras, sondern vermutlich (die CD enthält keinerlei Text) um Klangspiele, Kinderspiele, Cartoons ohne Bilder. Grossartig der gesangliche Sound, der aus dem Sopransaxofon tönt, während das Klavier das Übrige für die jeweilige Szene liefert. Man habe lange an diesen Stücken gearbeitet, sagt Parisien, und jedes Hören enthüllt in der Tat neue Facetten. Ich sprach mit Roberto Negro nach seinem ersten öffentlichen Piano-Solokonzert beim Jazzdor-Festival in Strassburg, das alle Anwesenden von der ersten bis zur letzten Minute in seinen Bann zog.  © Text: Karl Lippegaus

 

 

„Ich lebte in Kinshasa mit einer Familie, die sich überhaupt nicht für Musik interessierte. Wir hatten drei Schallplatten zuhause – die Sonaten von Beethoven und ich weiss nicht mehr was noch. „La Mer“ von Debussy, das war’s auch schon.“ Roberto Negro

Weiter zum Interview

 

 

Plattentipps:

Dadada Saison 3 (Label Bleu)
Garibaldi Plop (Tricollectif)

Kimono (Tricollectif)

Tribute to Lucienne Boyer (Tricollectif) mit Le Grand Orchestre du Tricot
Loving Suite pour Birdy So (Tricollectif)
La Scala (Ayler, 2013) mit Théo und Valentin Ceccaldi
Horizons (Cristal, 2017) mit David Enhco Quartet

… und 2018 erscheint seine erste Piano-Solo-CD…

© Karl Lippegaus / nrwjazznet, 2018

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert