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„Der zweite Schlaf“ von Robert Harris Thriller zwischen Fakten und Fiktion in der Regie von Leonhard Koppelmann

Exeter in England. In den frühen Apriltagen des Jahres 1468 wird der junge Priester Christopher Fairfax von seinem Dienstherrn Bischof Richard Pole in ein entlegenes Nest in der Provinz Wessex geschickt, um den dort unter merkwürdigen Umständen zu Tode gekommenen Dorfpfarrer zu beerdigen.

Das Land, durch das Christopher reitet, ist karg und unwirtlich, die Menschen feindlich. An seinem Bestimmungsort in Addicott St. Georges angekommen, erfährt er von der Hauswirtschafterin des verstorbenen Pfarrers die Todesumstände: Der arme Mann ist am sogenannten Teufelsstuhl zu Tode gestürzt. Bischof Pole und sein Adlatus Clifford Perry sorgen sich derweil in Exeter um eine Schriftreihe, die sich im Besitz des Verstorbenen befand: die sogenannten „Protokolle und Schriften der Gesellschaft für Altertumsforschung“.

In seiner ersten Nacht in der kleinen Pfarrei schläft der junge Priester unruhig, und in der Phase zwischen seinem ersten und dem sogenannten zweiten Schlaf, den die Dorfbewohner hier zu allerlei Verrichtungen nutzen, erkundet er die für eine Dorfpfarrei ungewöhnlich erlesene Bibliothek des verstorbenen Pfarrers. Tatsächlich stößt er, neben vielen Büchern über die Apokalypse, auch auf besagte Schriften der Gesellschaft für Altertumsforschung – und nicht nur das: Er findet außerdem zahlreiche Artefakte einer untergegangenen Zivilisation, die zuvor die Welt und eben auch diese Provinz bevölkerte. Viele der Ausgrabungsstücke sind – aus der Perspektive der allumfassend herrschenden Kirche – aus dem „heidnischen“ Material „Plastik. Unter diesen verbotenen Sammlungsstücken befindet sich auch ein ganz besonderes Exemplar, von dem der junge Priester bisher nur vom Hörensagen wusste: ein glattes, schwarzes, etwa handflächengroßes, flaches Objekt, das ganz aus Glas zu sein scheint und auf dem das Zeichen des Bösen prangt: der angebissene Apfel…


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„Der zweite Schlaf“ von Robert Harris

Thriller zwischen Fakten und Fiktion in der Regie von Leonhard Koppelmann

Aus dem Englischen von Robert Müller

Hörspielbearbeitung: Heinz Sommer

Regie: Leonhard Koppelmann

hr/Der Hörverlag 2020

Robert Harris’ erster Roman „Vaterland“ war ein Ereignis. Seine Berühmtheit wuchs mit historischen Politthrillern wie „Pompeji“ und seiner Cicero-Trilogie („Imperium“, „Titan“, „Dictator“). Ob nun Antike oder jüngere Neuzeit („Intrige“, „Konklave“, „München“) – auch wenn in seinen Büchern faktenfeste und erfundene Historie sich mischen, so muss man den geschichtlichen Mantel nicht weit lüpfen, und die hintergründige Aktualität scheint auf. Robert Harris schreibt letztlich immer über unser Hier und Jetzt, und in der Hörspielbearbeitung von Heinz Sommer wird genau diese Qualität noch weitergeführt – die Bedrohungen unserer gegenwärtigen Welt .
Die aufziehende Klimakatastrophe, die gegenwärtige Pandemie sowie auch in Zukunft noch mögliche Pandemien, unsere riskante Abhängigkeit vom Funktionieren der Infrastrukturen, all das ist beängstigend. Unsere Abhängigkeit von der digitalen Vernetzung, die Verknappung unserer Ressourcen und viele weitere bedrohliche Faktoren werden im Hörspiel mit O-Tönen von arrivierten Wissenschaftler*innen tief in die Geschichte hinein reflektiert. Das Hörspiel, das zwischen Fiction und Facts balanciert öffnet uns in diesen turbulenten und dramatischen Zeiten einen Reflektionsraum über die Perspektiven unserer möglichen, zukünftigen Lebenswelten. Damit verknüpft ist der dringliche Appell, nicht mehr so weiterzumachen wie bisher.

Robert Harris

wurde 1957 in Nottingham geboren und studierte in Cambridge. Seine Romane wurden bisher allesamt internationale Bestseller. Seine Zusammenarbeit mit Roman Polański bei der Verfilmung von „Ghost“ („Der Ghostwriter“) brachte ihm den französischen „César“ und den „Europäischen Filmpreis“ für das beste Drehbuch ein. Die Verfilmung von „Intrige“ – wiederum unter der Regie Polańskis – erhielt bei den Filmfestspielen in Venedig 2019 den großen Preis der Jury, den Silbernen Löwen.

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