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„Das Meer wird euch alle verschlingen“ Kamel Daoud im Dialog mit seinem Roman „Der Fall Meursault“

Der algerische Schriftsteller Kamel Daoud nennt seinen ersten Roman „Der Fall Meursault“ im Untertitel „Eine Gegendarstellung“. Es ist eine Antwort auf Albert Camus‘ Welterfolg „Der Fremde“, in dem ein Franzose einen Araber erschießt. Daoud gibt diesem Araber nun eine Stimme.

Von Nicole Marmet und Renate Jurzik

Ein Mord am Strand. In der Mittagshitze des algerischen Küstenortes Oran begeht Albert Camus‘ Hauptfigur Meursault in „Der Fremde“ völlig gleichgültig einen sinnlosen Mord. Erschienen 1942 gilt der Roman als Hauptwerk des Existenzialismus. Mehr als 70 Jahre später lässt Kamel Daoud in seinem Roman den Bruder des namenlos Ermordeten seine Version der Geschichte erzählen. Doch Daoud gibt dem Araber nicht nur ein Gesicht, er zeichnet auch ein auswegloses Bild der Situation in Algerien: von den Folgen des Kolonialismus nach dem Unabhängigkeitskrieg bis zur Perspektivlosigkeit der Menschen heute. Gleichzeitig belebt Daouds Roman „Der Fall Meursault“ Albert Camus‘ zentrale Frage nach dem Anderen wieder. Wie umgehen mit dem Fremden? Fragen, die heute genauso aktuell sind wie vor 76 Jahren.

 

© Redaktion: Leslie Rosin / WDR 2018

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