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Das geheime Tonband von Pannach, Fuchs und Kunert

Ein Oktober-Wochenende in Leipzig 1976. Der Liedermacher Gerulf Pannach, der ehemaligen Renft- Keyboarder Christian „Kuno“ Kunert und der Schriftsteller Jürgen Fuchs nehmen ein Tonband auf.

Von Doris Liebermann

Mit dabei die beiden Musiker Thomas „Monster“ Schoppe und Peter „Cäsar“ Gläser von der ein Jahr zuvor verbotenen DDR-Kultband „Renft“. Vor dem Haus stehen Stasi-Autos, die das Kommen und Gehen überwachen – ein vermeintlich enger Musiker-Freund hatte die Aufnahmepläne an das MfS verraten. Trotzdem entsteht an diesem Oktoberwochenende ein Tonband, das Geschichte machen wird: „Pannach, Fuchs und Kunert: Für uns, die wir noch hoffen – Lieder und Prosa aus der DDR“. Nach der Aufnahme gelingt es, das Tonband unbeschadet nach Ost-Berlin zu bringen. Von dort wird es in den Westen geschmuggelt und erscheint 1977 als Schallplatte bei CBS. Nur wenige Wochen nach der Aufnahme werden Jürgen Fuchs, Gerulf Pannach und Christian Kunert verhaftet. Als der Hessische Rundfunk, der RIAS und auszugsweise auch andere westliche Sender das Leipziger Tonband ausstrahlen, wird die Anklage bei allen dreien erweitert: Staatsfeindliche Hetze, bis zu zehn Jahre Haft. Doch in der Bundesrepublik und in West-Berlin gibt es Proteste. Wegen Reaktion der internationalen Presse kommt es in der DDR zu keinem Prozess. Die Verhafteten werden nach neun Monaten Untersuchungshaft in der Stasi-Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen nach West-Berlin ausgebürgert.

 

© HR 2, Feature, 15.9.2019

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