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Das Filter – Mix der Woche: Arandel (!!!) Anhören…

Bog Bog, The Electronic Ladyland Mixtape55 Tracks von 35 Frauen in 45 Minuten

Es gab eine Zeit, in der Frauen in der elektronischen Musik eine entscheidende und prägende Rolle spielten. Daphne Oram, Laurie Anderson, Delia Derbyshire oder Laurie Spiegel zum Beispiel, allseits geschätzte Komponistinnen, Klangforscherinnen, Pionierinnen, die in jeweils unterschiedlichen Zusammenhängen die Oszillatoren, Bandmaschinen und schrankhohe Hall-Apparaturen nicht nur gezähmt, sondern ihnen auch Bedeutung gegeben haben. Auch wenn ihre Arbeit – und die all der anderen Komponistinnen – heute vielerorts noch als wichtige Einflüsse genannt werden, spielen sie doch in der tagtäglichen Wahrnehmung keine messbare Rolle mehr. Ihr Werk gerät mehr und mehr in Vergessenheit, das Patriarchat der DJ-Kultur hat gewonnen.

Mit ihrem Mix „Bog Bog, The Electronic Ladyland Mixtape“ treten Arandel an, die Erinnerungen an die Heldinnen der elektronischen Musik aufzufrischen. Ein wichtiges und überfälliges Statement. Und bei Arandel auch genau richtig aufgehoben. Denn Arandel verweigern sich der modernen Technik, arbeiten bei ihrer eigenen Musik ohne MIDI, ohne digitale Reproduzierbarkeit. Ganz und garbasic eben, genau wie viele der «grandes dames» auch gearbeitet haben, aus der Not heraus arbeiten mussten, weil Dinge eben erst erfunden werden müssen, bevor sie im Studio installiert werden können.

Eine intensive Reise durch die Zeit. Da ist es keine Überraschung, dass das Kollektiv von Arandel – die Identitäten der Mitglieder sind nicht bekannt – anderthalb Jahre an diesem Mix gearbeitet haben. Es galt nicht nur umfangreiche Recherche zu betreiben, sondern auch etwaige gegenseitige Einflüsse aufzuspüren und abzubilden. Ein musikalisches Lehrbuch, vollgepackt mit sonischen Entdeckungen aus Zeiten, in der einem keine technischen Hilfsmittel bei der Arbeit an Musik unter die Arme griffen.

© Das Filter9.2.2016 • SOUNDS – Text: Thaddeus Herrmann