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Das besondere Konzert: Morton Feldman – Three voices

Morton Feldman verstand unter Kommunikation, dass Menschen sich n i c h t verstehen. „Denn dann“, so Feldman, „entsteht aus einem selbst ein bestimmter Grad von Bewusstheit, aus dem heraus eine Anstrengung unternommen wird.“

Mit Carolin Naujocks

1982 schrieb der amerikanische Komponist Morton Feldman die etwa 50minütige Sprachkomposition „Three Voices“ für die Sängerin Joan La Barbara. Das Stück ist dem Maler Philipp Guston und dem Dichter Frank O’Hara gewidmet. Feldman vertonte darin Fragmente aus O’Haras Gedicht „Wind“.

Die Komposition besteht aus drei identischen Stimmen, wobei zwei von Lautsprechern übertragen werden und eine live dazu gesungen wird.

Feine veränderliche Muster

Mit ihrer reinen, vibratolosen Stimme erzeugt die Sängerin feine wiederkehrende Muster, die sich im Verlauf des Stücks langsam verändern und verschiedene Texturen bilden. Scheinbar ohne Anfang und Ende werden die Eigenschaften der Texturen in verschiedene Richtungen variiert, um jeden Zusammenhang zu ermöglichen.

Zu Beginn werden nur Vokalisen verwendet, erst nach etwa 20 Minuten erscheinen fragmentarisch die Zeilen eines Gedichts und werden nach demselben Prinzip verändert.

Musikalisches Ritual

Der Komponist meinte, er stelle sich „das Stück mit Joan im Vordergrund und den beiden Lausprechern dahinter vor. Das Äußere von Lautsprechern hat etwas Grabsteinhaftes. Ich sah das Stück“, so Feldman, „als eine Art Zwiesprache der lebendigen mit den toten Stimmen – ein Gemisch des Lebendigen und des Toten.


http://xb187.xb1.serverdomain.org/radio/musik/Morton-Feldman-Three-voices.flac

Morton Feldman:
Three Voices  (1982) für Stimme und Tonband
Joan La Barbara – Stimme

Aufzeichnung vom 10.06.1993 im Podewil Berlin

© Deutschlandfunk Kultur, Neue Musik, 17.12.2020

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