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Cecil Taylor solo 1996 im Grazer Orpheum

Wollte man eine moderne Allegorie der reinen künstlerischen Schaffenskraft entwerfen, Cecil Taylor wäre ein ziemlich geeigneter Kandidat dafür. 

Mit Michael Neuhauser

Seine Solo-Performances als Pianist (und auch als Poet) sind kein aus intellektuellem Räsonieren heraus geborenes Unterfangen, sondern purer, unmittelbarer Ausdruck – freie Improvisation als gebündelte physische Energie, die sein Klavier (und mit ihm das Publikum) bisweilen erbeben lässt, als würde er mit ihm einen wilden, spontanen Liebesakt vollziehen.

Doch der Titel, den der klassisch ausgebildete Cecil Taylor seinem am 25. April 1996 im Grazer Orpheum dargebotenen Zyklus gab, weist in eine andere, wenngleich ebenso körperbetonte Richtung: „Corona morn runs“ – also morgendliche Läufe in Corona, dem Viertel im Stadtteil Queens in New York City, wo der 1929 geborene und 2018 verstorbene Musiker aufgewachsen ist. Mit gemütlichem Jogging hat das allerdings nichts zu tun; der konditionsstarke und impulsive Taylor läuft in seiner Musik fast durchgehend mit hohem Puls und bleibt dabei auch auf unbekanntem und unebenem Terrain stets absolut trittsicher.

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© Ö1, In Concert, 3.4.2020

Playlist:

Komponist/Komponistin: Cecil Taylor/1929-2018
KM: GRAZ-MEETING ’96 / KEYS – CECIL TAYLOR – 19960425
Gesamttitel: Corona Morn Runs – through – across – apart
Titel: Teil I /aus dem Zyklus „Corona Morn Runs …“ (Auschnitt) (23.25)
Titel: Teil II /aus dem Zyklus „Corona Morn Runs …“ (16:34)
Titel: Teil III /aus dem Zyklus „Corona Morn Runs …“ (08:45)
Titel: Teil IV /aus dem Zyklus „Corona Morn Runs …“ (10.38)
Titel: Teil VI /aus dem Zyklus „Corona Morn Runs …“ (10.21)
Titel: Teil VIII/aus dem Zyklus „Corona Morn Runs…“ (4.23)
Solist/Solistin: Cecil Taylor /Klavier, Sprecher
Länge: 75:00 min
Label: Manus

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