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CD Tipp: Motorpsycho – Kingdom Of Oblivion oder Led Zeppelin für Erwachsene von Jens-Christian Rabe

Anders als gerade überall gerne behauptet wird, ist Indie-Rock nicht tot. Er versteckt sich nur schon eine ganze Weile in Norwegen. Und alle, die jetzt (und, okay, nicht völlig zu Unrecht) behaupten, dass das ja ungefähr dasselbe ist, waren noch nicht auf einem Konzert von Motorpsycho.

Dazu hätte es vor der Pandemie viele Gelegenheiten gegeben, die 1989 in Trondheim gegründete Prog-Stoner-Rock-Band tourte unermüdlich durch die Welt, im Moment aber natürlich nicht. Dafür gibt es mit „Kingdom Of Oblivion“ (Stickman Records/Rune Grammofon) jetzt immerhin das 24. Motorpsycho-Studioalbum, und das ist vorerst ein sehr guter Ersatz.

Man versenke sich also zum Beispiel in die zäh-gellende Wucht von „The United Debased“ oder in „The Waning Pt. 1&2“, das zur einen Hälfte ein schwer treibendes, stoisches Riffmonster ist und zur anderen eine elegische, psychedelisch verhallte Falsett-Chor-Meditation. Wobei das Motorpsycho-Geheimnis natürlich ist, dass dabei weder blasierte Prog-Soße noch präpotenter Hardrock und schon gar nicht nervöser Angeber-Metal herauskommt, sondern eben Motorpsycho-Musik. Led Zeppelin für Erwachsene, die auch minimalistisch mäandernden Krautrock und in Zeitlupe donnernden Drone lieben und an der hypnotischen Wucht eines ein paar Oktaven tiefergelegten, schwer schleppenden E-Gitarrenriffs mehr interessiert sind als an jeder sägenden Solo-Protzerei. Unerklärlich eigentlich, dass Motorpsycho unter den wenigen wirklich bedeutenden Rockbands der vergangenen 30 Jahre noch immer die unbekannteste ist.

© Süddeutsche Zeitung, Popkolumne, 13.4.2021

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