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ByteFM CD Tipp: Godspeed You! Black Emperor – „G_d’s Pee At State’s End“

Godspeed You! Black Emperor machten schon immer Musik für die Apokalypse. Das Ende der Welt, das das kanadische Post-Rock-Kollektiv seit einem Vierteljahrhundert zeichnet, ist nicht die Vision, die auf Kinoleinwänden erzählt wird. Keine Sci-Fi-Dystopie. Kein Zombie-Chaos. Von Marius Magaard.

Godspeed You! Black Emperor spielen den Soundtrack des untergehenden Spät-Kapitalismus. Ihre Musik ist größtenteils wortlos, doch ihre undurchdringliche, erdrückende Atmosphäre spricht eine unmissverständliche Sprache. Wenn dann doch Wörter fallen, in Samples oder in den die LPs begleitenden Manifesten, wird es noch deutlicher: „We’re trapped in the belly of this horrible machine / And the machine is bleeding to death“, sprach eine tiefe Stimme zu Beginn ihres 1997er Debütalbums „F♯A♯∞“. „I open up my wallet / And it’s full of blood.

Dieses Gespür für Atmosphäre ist der Band in den vergangenen Jahren etwas abhanden gekommen. Seitdem Godspeed You! Black Emperor im Jahr 2010 eine achtjährige Bandpause beendeten, veröffentlichten sie drei LPs – die allesamt höchst monumental klangen, aber ein ganz bestimmtes Element vermissen ließen. „’Allelujah! Don’t Bend! Ascend!“, „Asunder, Sweet And Other Distress“ und „Luciferean Towers“ waren mächtige Instrumental-Epen, kamen jedoch ohne die Samples und Tape-Collagen aus, die die ersten Platten dieser Band so dicht und atmosphärisch gemacht hatten. In ihrer stetigen Leise-Laut-Dynamik wirkten sie fast ein bisschen inhaltsleer.

Neben diesen zwei Mammutsongs gibt es auf diesem Album noch zwei kürzere Stücke. Ersteres heißt „Fire At Static Valley“, eine schleppende, erdrückende Drone-Exkursion. Zweiteres heißt „Our Side Has To Win (For D.H.)“, der letzte Track auf „G_d’s Pee At State‘s End!“ – er beendet die LP mit überraschend zarten Streicherklängen. Das ist, was diese Band in ihrer Hochform von all den anderen Post-Rock-Schwergemütern und Apokalypsen-Fanatiker*innen abhebt: Sie zeigen mehr als nur die Abgründe der Gegenwart. Wer Godspeed You! Black Emperor schon einmal live erlebt hat, weiß, welches Wort zu Beginn eines Konzerts auf die Bandmitglieder projiziert wird: „Hope“.

© ByteFM, Rezensionen, 1.4.2021

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