„Befreiungsakte“ Zum 85. Geburtstag der Pianistin und Sängerin Nina Simone / Eine Erinnerung von Karl Lippegaus
Nina Simones Talente triumphierten über alle Widrigkeiten: dubiose Ehemänner, chaotische Studiosessions und fatale Plattenverträge. Anfangs steuerte Eunice Kathleen Wayman, wie sie eigentlich hieß, eine Karriere als klassische Konzertpianistin an, verließ diesen Weg aber und wählte Jazzclubs als ihr Zuhause.
Mit Karl Lippegaus
Nacheinander wurde Nina Simone die Passionaria der Bürgerrechtsbewegung, die Hohepriesterin des Soul und zuletzt eine Diva der Exzesse. Aus „Strange Fruit“, Gershwins „Summertime“, „Mississippi Goddam“ oder „Four Women“ sind trotz aller Turbulenzen zeitlose Klassiker geworden. Am sinnfälligsten ließ sie sich von Bob Dylan, Jacques Brel oder Leonard Cohen inspirieren und ließ alles klingen, als wären diese Songs nur für sie geschrieben worden. Monrovia – Schweiz – Paris – Niederlande und schließlich ein Dorf in der Provence: Das waren jahrzehntelang die Stationen einer rastlosen Suche nach Ruhe und neuen Ekstasen. Nina Simone wäre in diesen Tagen 85 Jahre alt geworden.
Das Wort Jazz mochte sie nicht und plädierte lieber für Black Classical Music. Rassismus verwehrte der 2003 verstorbenen Künstlerin, die sich Nina Simone nannte, eine Karriere als…