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„Barfuß zum Jazz-Olymp“ Der französische Akkordeonist Vincent Peirani

Auf der Bühne überragt er die anderen Musiker mit seiner Körpergröße meist um Längen. Und er steht dort in der Regel barfuß – ob nun Sommer oder Winter. Vincent Peirani ist ein Virtuose mit viel Sinn für Sinnlichkeit, mit offenen Ohren für das, was ihn musikalisch umgibt.

Mit Sarah Seidel

Der 37-jährige Akkordeonist aus Nizza lebt seit vielen Jahren in Paris, hat dort mit der koreanischen Sängerin Youn Sun Nah gearbeitet, mit dem schwedischen Gitarristen Ulf Wakenius, mit den Saxofonisten und Klarinettisten Michel Portal und Louis Sclavis und mit dem Schlagzeuger Daniel Humair. Der Saxofonist Emile Parisien ist sein musikalischer Counterpart, sein Bruder im Geiste. Wenn die beiden im Duo auftreten, ist das Magie, hier zeigen sich zwei Zauberer auf ihren Instrumenten. Ihre Zusammenarbeit setzt sich auch in anderen Gruppen fort, wie im Quartett mit dem Pianisten Michael Wollny und dem Vokalisten Andreas Schaerer. In dieser Besetzung haben die vier Musiker das Album „Out Of Land“ eingespielt.

Das Akkordeon – eine späte Liebe

In Europa gibt es nur eine Handvoll bekannter Jazz-Akkordeonisten. Natürlich gehört der Franzose Richard Galliano dazu – Musiker wie der Italiener Luciano Biondini, der Norweger Stian Carstensen, der Österreicher Klaus Paier und eben auch Vincent Peirani folgten ihm nach. Ihr Repertoire ist geprägt von der traditionellen Musik ihrer Heimatländer, von der europäischen Klassik und nicht zuletzt vom Jazz. Vincent Peirani hat 2013 sein Debüt-Album „Thrill Box“ vorgelegt, seither hat er etliche Auszeichnungen gewonnen. Mit Michael Wollny hat er das Duo-Album „Tandem“ aufgenommen, 2017 konnte er dafür den Echo Jazz in der Kategorie „Besondere Instrumente“ entgegennehmen. Im Jazz Special erzählt Vincent Peirani, dass er als Kind lieber Schlagzeug als Akkordeon lernen wollte, sein Vater ihm aber keine Wahl ließ. Peirani musste erst sehr hadern mit seinem Instrument, um es schließlich zu lieben. Er ist damit inzwischen den Weg zum Jazz-Olymp gegangen – barfuß.


© NDRInfo, Jazz Special, 23.3.2018

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